Station: [5] Minicord III mit Vergrößerer (Vitrine L6)


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Ein transportables Fotolabor und eine Postkarten-„Druckerei“ in einem.

Die Minicord III, ab 1950 von der Firma C.P. Goerz in Wien gebaut, rühmte sich, die kleinste Spiegelreflexkamera der Welt zu sein – geradezu perfekt für die Mitnahme auf Reisen. In den Wirtschaftswunderjahren zieht es die österreichischen und bundesdeutschen Urlauber in den Süden und eine handliche Kamera gehört selbstverständlich mit ins Gepäck! Für die nicht gerade unbedeutende Summe von 385 D-Mark war sie ein echtes Liebhaberstück.

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Doch damit nicht genug! Die mitgelieferte Filmentwicklungsdose und das Vergrößerungsgerät verwandelten jedes Hotelzimmer im Handumdrehen in ein Fotolabor. Tagsüber schoss man Urlaubsfotos, abends entwickelte man den Schwarzweiß-Film, prüfte die Negative… und fertigte schließlich seine eigenen Abzüge. Wer daran gedacht hatte, 10 mal 15 cm Fotopapier mit Postkartenlinierung auf der Rückseite mitzunehmen, hatte sofort seine hauseigene Postkarte in der Hand. Schnell noch eine Briefmarke draufgeklebt, und die daheimgebliebene Verwandtschaft nördlich der Alpen konnte vor Neid erblassen: das WhatsApp oder Facebook der 1950er Jahre!

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Der bemerkenswerte Erhaltungszustand der gesamten Apparatur lässt jedoch erahnen, dass sie nicht allzu oft mit in den Süden gereist ist. Unter dem Strich war das mobile Fotolabor doch wohl eher ein schönes Gimmick für einige wohlhabende Fotobegeisterte.