Station: [11] Die Handelsherren an der Elbe


Hilde:

Ich bin die Haushaltshilfe des Kaufmanns und Schiffseigners Schumann. Er hat hier in der Stadt ein Lagerhaus errichtet und Speicher, sogenannte Niederlagen. Der günstige Platz unmittelbar an der Elbe veranlassten unseren Herrn und den Herrn Säurig, ebenfalls Schiffseigner und Kaufmann, sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts am Elbufer in Riesa niederzulassen und einen florierenden Handel zu organisieren.

Vornehmlich mit Getreide, Holz, Kohle, Obst und Gemüse handeln die beiden Herren in Riesa. Da kommt er, unser gnädiger Herr. Herr Säurig ist auch dabei. Bitte verhalten sie sich ruhig, verehrte Herrschaften.

 

Schumann:

Was denkt sich eigentlich dieser Rat? Meint er, mit uns kann man nach Belieben umspringen? Er ist sich wohl nicht bewusst, worauf das hinausführt?

 

Säurig:

Ich bin genauso entsetzt wie ihr, Schumann. Das ist gegen die guten Sitten. Ich bin doch ebenso betroffen.

 

Schumann:

Das lassen wir uns nicht gefallen, Säurig. Dafür haben wir den Elbhandel in diesem Kaff hier nicht aufgebaut. Von unseren Niederlagen aus gehen die Waren ins ganze Land – nach Nord und Süd, nach Ost und West…

 

Säurig:

…und überall nimmt man sie dankend entgegen. Nur in der Landeshauptstadt nicht!

 

Schumann:

Dagegen müssen wir ganz energisch vorgehen. Das dürfen wir uns nicht bieten lassen.

 

Säurig:

Das meine ich auch! Aber was können wir tun?

 

Schumann:

Die Riesaer Herrschaft wird sich einschalten müssen. Immerhin hat Freifrau von Wehlen als Grundherrin schon einmal erreicht, dass wir Recht bekamen. Denkt an den Brief, den sie Seiner Majestät gesandt!

 

Säurig:

Ein Brief? Von der von Wehlen? An den Landesfürsten?

 

Schumann:

Sie schickte uns doch eine Abschrift des Briefes. Ich hab ihn noch bei den Papieren. Wartet, ich hab´ ihn gleich. Hier, hier ist er …Eure Königliche Majestät geruhen sich hierdurch vortragen zu lassen, was meine Untertanen Hans Georg Schumann und Christian Säurig, beide Schiffsherren aus Riesa, mir klagend vorgebracht, dass, als sie im verblichenen Monat Februar 1728 mit zwei Schiffen Getreide zu dessen feilen Verkauf nach Dresden gekommen sind, ihnen dieser Handel vom Rate zu Dresden verboten wurden ist…“

 

Säurig:

Genau die gleiche Situation wie jetzt! Und wieder spielt der Rat zu Dresden sich auf.

 

Schumann:

„… wie auch die beiden Schumann und Säurig seit mehr als 15 Jahren den Elbhandel betreiben und selbst in den teuren Jahren 1719 und 1720 vieles Getreide um einen leidlichen Preis nach Dresden geliefert haben …“

 

Säurig:

Die wären verhungert, die Residenzler, damals ohne unser Getreide! Da waren sie froh, dass wir geliefert haben. Aber kaum geht es wieder aufwärts, wollen sie selber die Geschäfte machen.

 

Schumann:

Nichts anderes verbirgt sich dahinter. Sie wittern doch vor allem das große Geschäft beim bevorstehenden Campement.

Mann, Säurig, aus ganz Europa hat der August Herrschaften eingeladen. Zum Campement werden Hunderte Militärs in der Zeithainer Heide aufmarschieren. Was meint ihr, was da an Holz, Kohle und Getreide, Wein und Fleisch benötigt wird.

 

Säurig:

Und dieses Geschäft wollen natürlich die Dresdner machen, deshalb sperren sie uns aus?

 

Schumann:

Was glaubt ihr denn! Wir werden ihnen diese Suppe gründlich versalzen, schließlich hat Riesa seit 1623 Stadtrecht.

 

Säurig:

Auf das Stadtrecht zu setzen, hat wohl wenig Aussicht auf Erfolg. Schaut euch doch um, Schumann. Was haben die elenden Hütten, schlechten Wege und etwas mehr als 400 Einwohner schon mit Stadt zu tun?

 

Schumann:

Das ist nicht die Frage. Entscheidend ist, dass mit dem Stadtrecht die kurfürstliche Berechtigung für den Schiffshandel verbunden ist. Darauf werden wir setzen!

 

Säurig:

Dann sollten wir aber schnell eine gute Strategie erdenken.

 

Schumann:

Also was schlagt ihr vor?

 

Säurig:

Kommt mit, Schumann, ich habe eine Idee!

 

Hilde:

Ein großes Campement in Zeithain? Hunderte Militärs in der Zeithainer Heide? Die werden doch nicht die ganze Zeit marschieren? Die haben doch bestimmt auch mal frei, oder? Entschuldigen Sie, verehrte Herrschaften, sie werden verstehen, dass ich jetzt wichtigeres zu tun haben. Sie finden den Weg doch allein?