Station: [10] Suchdienst


… „Der Soldat Fritz Unruh, geboren am 17.8.1907 in Kaidjenen, sucht seine Frau Martha Unruh aus Schoschen, Kreis Heiligenbeil. / Sie hörten den Suchdienst. Wir bitten die Hörer, die Auskunft über den Verbleib der Genannten geben können, an die Suchdienststelle …“ Dieser Auszug aus einer knapp einminütigen Suchmeldung wurde 1946 im NWDR ausgestrahlt.

Die Vermisstenmeldungen im Radio nach dem 2. Weltkrieg sind eng mit der Geschichte des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes verbunden. Im Mai 1945 war jeder Vierte in Deutschland ein Suchender oder ein Gesuchter. Im gleichen Jahr begann das Rote Kreuz seinen Suchdienst aufzubauen. Zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sammelten Daten, befragten Heimkehrer, schalteten Anzeigen. Sie waren überall, wo Menschen sich trafen – und sie waren vor Ort, wenn rückkehrende Gefangenenzüge auf den Bahnhöfen eintrafen. Vor allem aber arbeitete das DRK eng mit dem Radio zusammen.

Die Bücherwand gegenüber zeigt einen kompletten Originalsatz Suchdienstbücher aus den 1950-er Jahren. Es sind 199 Bände. Sehen Sie das aufgeschlagene Buch in der Vitrine? So sieht das Innenleben all dieser Bücher aus. 

Von Kriegsende bis Mai 1950 wurden rund 14 Millionen Suchanfragen gestellt. In 8,8 Millionen Fällen konnte der Suchdienst Auskünfte über nächste Angehörige erteilen. Die Aktion, die in den Nachkriegsjahren begann, ist bis heute nicht abgeschlossen. Kriege, Naturkatastrophen und Flucht reißen immer noch Familien auseinander.

Im digitalen Zeitalter jedoch organisiert das Rote Kreuz seinen Suchdienst im Internet. Auf den Seiten des DRK-Suchdienstes und auf der Seite „Trace the face“ können Suchanfragen gestellt und aufgegeben werden. 

Fotos: © Rotkreuz Museum