Station: [7] 1918 - 1933 | Die Weimarer Zeit


Die Nachwirkungen des ersten Weltkriegs machen Deutschland schwer zu schaffen. Viele Männer kehren schwer verwundet aus dem Krieg zurück. 
Roll- und Tragestühle werden für viele von ihnen zu Alltagsbegleitern. 

Im Januar 1919 erarbeiten die Siegermächte den Versailler Vertrag, der auch eine radikale Entmilitarisierung verlangt. Die Landesverbände durchleben eine Identitätskrise. Ihre bisherige Hauptaufgabe war, ihre Mitglieder auf den Sanitätsdienst im Krieg vorzubereiten. Und nun? Die Frauen finden schnell neue Aufgaben. Sie widmen sich der Wohlfahrtsarbeit. Die Männer sind orientierungslos. Erst mit dem rasant steigenden Straßenverkehr und zunehmenden Unfällen finden sie wieder eine Aufgabe. Sie werden im zivilen Sanitäts- und Rettungsdienst aktiv. Das Rote Kreuz erklärt den Straßenrettungsdienst zur „wichtigsten Gegenwartsaufgabe“.

Die verschiedenen deutschen Rotkreuz-Organisationen wollen sich mit einer einheitlichen Vertretung klar positionieren. 1921 gründen die Vertreter der Landesvereine einen neuen Dachverband – das Deutsche Rote Kreuz.

Nach dem Krieg kommt es zu einer Hyperinflation. Stellen Sie sich vor: Eine Tasse Kaffee kostet im Jahr 1923 rund 7.000 Mark, eine Theaterkarte später eine Milliarde. Vor allem der Mittelstand verliert sein oft über Generationen angespartes Vermögen. Der Spendenstrom für das Deutsche Rote Kreuz versiegt. Es kann seine Wohlfahrtsarbeit kaum noch finanzieren – und das bei steigender Hilfsbedürftigkeit! Denn immer mehr Obdachlose, Alte und Kinder, aber auch Kriegsversehrte und Hinterbliebene sind auf die Unterstützung des Roten Kreuzes angewiesen.

Die wirtschaftliche Not gegen Ende der 1920er Jahre gilt als Motor für den rasanten Erfolg der NSDAP. Hören Sie diese Geschichte an der folgenden Station.


Fotos: © Dagmar Trüpschuch