Station: [116] Hans-Bernhard Vielstädte: Bronzestadtplan Wiedenbrück


Josef:

Sag mal, kommt dir dieser Stadtplan nicht auch bekannt vor? Haben wir den nicht schon im Museum gesehen?... Na, du weißt schon… im Museum… wo früher meine Werkstatt war und heute die Ausstellung über die Wiedenbrücker Schule und die Geschichte der Stadt steht.

Dort, am Anfang, bevor es auf den Dachboden geht, da gibt es doch auch so ein Modell, nur in bunt… ungefähr genau so groß… und… aber… warte mal. Fällt dir auch was auf? Die Befestigungsanlagen rund um die Stadt, die sind anders. Die sind hier… die sehen aus, als ob sie doppelt wären, also als ob es zwei Stadtmauern gäbe und zwei Gräben hintereinander… rund um die Stadt. Es sieht ganz so aus, als ob die Wiedenbrücker ihre Befestigungsanlagen einfach verdoppelt hätten?

Erinnerst du dich? Dieser eine Fürstbischof, der war doch ganz stolz auf seinen Sieg und seine Idee mit den Wehranlagen…

Fürstbischof:

Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg, Kardinal und Fürstbischof von Osnabrück und Regensburg, wenn ich bitten darf!

Josef:

Oh, Herr Fürstbischof… ich wollte… ich dachte…

Fürstbischof:

Schon gut, schon gut! Jedenfalls hast du recht: Ich höchstpersönlich, Franz Wilhelm von Wartenberg, Kardinal und Fürstbischof von Osnabrück und Regensburg, habe die Wehranlagen ausbauen lassen. Nach der Vertreibung der verruchten Dänen aus unserer schönen Stadt Wiedenbrück. Und in der frommen Hoffnung, dass die Stadt fortan uneinnehmbar sei… und mir immer schönen Ertrag bringe, aber das nur am Rande.

Josef:

Und? Hat es geklappt?

Fürstbischof:

Nun ja… Wie soll ich sagen? Die ersten anderthalb Jahrzehnte – einwandfrei! Keine Kanonenkugel keines Belagerers hat unsere schöne Stadtmauer erreichen können.

Aber dann… man muss auch sagen… der Krieg war sehr lang. Und da ist es… da hat es…

Josef:

Also gab es doch noch eine Belagerung?

Fürstbischof:

Ja. Leider. Die Schweden. Kurz vor knapp, als der Krieg schon fast zu Ende war.

Josef:

… haben sie die Stadt belagert?

Fürstbischof:

… und, ach! Die Stadt konnte nicht gehalten werden!

Josef:

Ui!

Fürstbischof:

Aber wir haben eine ehrenhafte Kapitulation verhandelt. Die Bewohner und Gebäude meiner Stadt Wiedenbrück wurden geschont… nur die schönen Wehranlagen… unsere schönen Wehranlagen… die wurden geschleift!

Josef:

Geschleift?

Fürstbischof:

Abgerissen, kaputtgemacht, niedergerissen und abgetragen.

Und kaum war das erledigt… war der Krieg vorbei.

Josef:

Na, dann passt das doch!

Fürstbischof:

Aber! Meine… also unsere schönen Wehranlagen! Wiedenbrück doppelt gesichert! Und alles für die Katz‘! Was für eine Schmach! Für mich, Franz Wilhelm von Wartenberg, Kardinal und Fürstbischof von Osnabrück und Regensburg. Ich glaube, ich brauche jetzt erstmal einen Baldriantee und ein heißes Bad. Ich empfehle mich!

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum