Station: [26] Eisenbahn und Stadtplan, Einführung Industriegeschichte


Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Eisenbahn nach Radeberg – und gab den Startschuss für den rasanten Wandel des verschlafenen Städtchens zu einer florierenden Industriestadt zu einer „Boomtown“, würden wir heute sagen. Die Industrie hatte die verkehrstechnisch günstige Lage erkannt und siedelte sich südlich des historischen Stadtkerns, in der Nähe von Bahnhof und Güterbahnhof an. Schauen Sie auf den Plan: Die farbigen Plättchen mit den Buchstaben verweisen auf die verschiedenen Branchen in der schnell wachsenden Stadt. Hier, vor den Toren der Stadt, waren das Land preiswert und die Infrastruktur vorhanden. 

Einige Radeberger Fabriken verfügten sogar über einen eigenen Bahnanschluss. Sie erkennen dies auf dem Plan an den gestrichelten Linien, die in manche Fabrikgelände hineinführen. Auf der Schiene gelangte beispielsweise Kohle für den Betrieb der Maschinen nach Radeberg und die fertigen Produkte konnten schnell in alle Welt transportiert werden.

Gleichzeitig brachte die Bahn auch Arbeitskräfte aus Schlesien, Böhmen oder der Lausitz. In wenigen Jahrzehnten vervielfachte sich die Bevölkerung auf über 8.000 Einwohner im Jahr 1890. Viele der neu zugewanderten Arbeiter waren katholisch, und so musste in dem protestantischen Städtchen überhaupt erst einmal eine katholische Kirche errichtet werden! In den ersten Jahrzehnten des Wirtschaftsbooms vermischten sich die Bevölkerungsgruppen wenig: Die alteingesessenen Radeberger lebten im historischen Stadtkern, die zugewanderte Bevölkerung in der Industrievorstadt mit ihren neuen Straßenzügen und Siedlungsbauten.

Im folgenden Raum lernen Sie einige der Branchen kennen, die das Radeberger Wirtschaftsleben der kommenden Jahrzehnte prägen sollten. Hier, in dem kleinen Kabinett links neben der Karte, erwartet Sie aber erst einmal Radebergs wohl berühmtestes Produkt: das Bier der 1872 gegründeten „Radeberger Exportbierbrauerei“ – mit nostalgischen Werbetafeln, Biergläsern und Kuriositäten wie dem Bierflaschen-Glasbaustein… eine bahnbrechende Erfindung, die sich leider nicht durchsetzen konnte.

Alle Abbildungen: © Museum Schloss Klippenstein