Station: [1] Ein kurzes Leben


Ich weiß, daß mir die Natur ein Talent gegeben hat, das man nicht an vielen findet; das Talent, irgend einen Stoff mit einiger Leichtigkeit so zu wenden und zu behandeln, daß er für die Menge ergözlich und unterhaltend, für Viele intereßant, für Manche sogar bedeutend ist. Wilhelm Hauff wird am 29. November 1802 in Stuttgart geboren. Der Vater stirbt früh, und daher zieht die Mutter zurück nach Tübingen, zu ihrem Vater. Im Gepäck vier kleine Kinder. Wilhelm Hauff besucht in Tübingen die Lateinschule, doch seine Leistungen sind eher mäßig. Viel lieber verbringt der Junge seine Zeit in der großväterlichen Bibliothek. Liest alles, was er in die Hände bekommt – Goethe, Schiller, Wieland, Lessing. Aber auch Romane, in denen es vor Rittern, Räubern und edlen Fräuleins nur so wimmelt. Unter seinen Geschwistern gilt er schon bald als begabter Geschichtenerzähler. Doch eine Karriere als Schriftsteller ist für den jungen Hauff nicht vorgesehen. Pfarrer soll er doch bitteschön werden. Daher schickt man den Jungen zunächst ins Seminar nach Blaubeuren. Hauff hasst das Internatsleben und um es nur ja schnell hinter sich zu bringen, ist er strebsam und lernt fleißig. Im Herbst 1820, zurück in Tübingen, beginnt er dann sein Studium der Theologie und Philosophie. Doch mit der Vorstellung, sein Leben in den Dienst der Kirche zu stellen, als Provinzpfarrer zu arbeiten, damit kann sich Hauff einfach nicht anfreunden – und so verdient er sein Geld zunächst als Hauslehrer. Das lässt ihm genügend Zeit für seine schriftstellerische Arbeit. Was der Dichter nicht ahnt, seine Lebensjahre sind gezählt. Von einer Recherchereise nach Tirol kommt er krank zurück. Mit Brech- und Abführmitteln versuchen die Ärzte sein „Nervenfieber“ zu heilen. Hauff stirbt an einer Thyphus-Erkrankung, am 18. November 1827. Kurz vor seinem 25. Geburtstag. Ich hab was ich geschrieben habe in einiger Eile und nicht ohne Unverschämtheit herausgegeben. Ich werde keinen Satz bereuen den ich niederschrieb, aber bey manchem würde ich mit mehr Ruhe und Muße tiefer eingedrungen seyn. Ich fühle an mir selbst daß ich zwar noch vieles lernen muß, daß ich aber auch kein ungelehriger Schüler bin. (…) Darum sey getrost; ich will nicht zurückschreiten, nicht stillestehn, sondern vorwärts, vorwärts schreiten und sollte mein irdischer Leib darüber früher zu Grunde gehen, als wenn ich mein Leben spießbürgerlich und behäglich fortsetzte […]

Alle Abbildungen: © Wilhelm-Hauff-Museum