Station: [23] Der Rodensteiner: Held und Kämpfer fürs Vaterland


Der Rodensteiner: Held und Kämpfer fürs Vaterland

Die Niederlage Preußens durch Napoleon 1806 löste eine Welle starker patriotischer Gesinnung aus. In Zeiten, als noch eine Vielzahl souveräner deutscher Staaten bestand, war sie getragen von dem Wunsch nach nationaler Einheit.

Mit Aufkommen vaterländisch-patriotischer Literatur änderte sich auch die Figur des Rodensteiners in den Sagen. Der Ritter von Rodenstein zog nun nicht mehr aus, weil er dazu verflucht war, sondern wurde zum Kämpfer und Held in Zeiten des Krieges und der Not. Oft wurde dabei die Sorge vor den „Welschen“, den französischen Erzfeinden, jenseits des Rheins artikuliert, die die deutschen Lande bedrohten. Das erinnert uns an die „Lärmfeuer“, die in vergangenen Jahrhunderten im Odenwald vor dem Einfall der Franzosen vom Rhein her warnten. Immer wieder hat der Rodensteiner die Rolle des Herolds, der zum Kampf für Vaterland, Freiheit und Einheit aufruft. Daneben findet man mit viel Pathos vorgetragene Beteuerungen der Vaterlandsliebe.

Eine bekannte patriotische Sage stammt aus dem Jahr 1817. Darin wird aus dem Ritter Rodenstein der „Tolle Fritz“, der den Kaiser in Wien vor dem anstürmenden türkischen Heer rettet.

Noch 1932 und 1934, während des „Dritten Reiches“, sendete der Reichsfunk Frankfurt ein Hörspiel, in dem der Autor, im Sinne seiner nationalsozialistischen Gesinnung, den Zug des Wilden Heeres als Sehnsucht nach „deutscher Freiheit“ am Rhein deutete. Zudem ließ er eine seiner Figuren den Rodensteiner als „anständigen deutschen Ritter“ preisen, der nur für „richtige deutsche Menschen aus germanischem Blut“ spukt. Unüberhörbar legte der Autor seinem Rodensteiner ideologisch-völkische Ideen in den Mund.

 

Text: Claus Fittschen, © Rodensteinmuseum

 


1) Notgeld Gutschein Fränkisch-Crumbach 10 Pfg. (1921), © Rodensteinmuseum

Es regt sich was im Odenwald,
Und durch die Wipfel hallt’s und schallt’s
Der Rodenstein zieht um.
Vom Rhein her streicht ein scharfer Luft,
der treibt den Alten aus der Gruft.

2) Notgeld Gutschein Fränkisch-Crumbach 50 Pfg. (1921),  © Rodensteinmuseum

Der Schmied von Kainsbach steht am Herd
Mein Schmied, putz blank das lange Schwert. 
Jedweder tu´ was seine Pflicht,
Der Wind vom Rhein, der g´fällt mir nicht.

Gedicht von J. V. von Scheffel