Station: [32] Rentamt und Saroltaschule


Ältere Fränkisch-Crumbacher bezeichnen dieses Haus in der Saroltastraße Nummer 3 häufig als „das alte Rentamt“ oder „die Saroltaschule “. Beides stimmt, wenngleich das Haus seit 1974 in Privatbesitz ist.

Gebaut wurde dieser repräsentative, barocke Steinbau mit dem Mansarddach 1754 als „Gemmingen'sches Rentamt“. Als solches wurde es auch bis zu seinem Verkauf 1974 genutzt. Hier wurden Amtsgeschäfte erledigt, Einkünfte aus den Ländereien der Familie von Gemmingen verwaltet, Zinsen gezahlt und dergleichen mehr. Diese Geschäfte erledigte ein sogenannter „Amtmann“. Ein solcher Verwalter war auch der Amtmann Stein, der wegen seiner Strenge und Unnachgiebigkeit gefürchtet war. Der Sage nach geisterte er nach seinem Tod durch die Räume des Rentamtes.

Eine zweite Nutzung erhielt der Bau 1892, als Adolph von Gemmingen-Hornberg hier eine Schule für Kleinkinder einrichtete. Er gab ihr den Namen „Saroltaschule“, zum Gedächtnis an seine verstorbene Gattin Sarolta, geborene Gräfin Batthyany, die aus Ungarn stammte. Sarolta ist die ungarische Form des Namens Charlotte, es wird eigentlich „scharolta“ ausgesprochen, aber das nehmen wir Fränkisch-Crumbacher nicht so genau.

Sarolta war eine recht sozial denkende Frau. Sie musste immer wieder erleben, dass Kinder zu Schaden kamen, weil die hart arbeitenden, kinderreichen Familien ihren Nachwuchs nicht ausreichend beaufsichtigen konnten. Sie war die treibende Kraft bei der Einrichtung einer Kinderschule, konnte jedoch deren Eröffnung nicht mehr erleben.

Das katholische Haus Gemmingen-Hornberg übergab die Betreuung der Kinderschule dem Diakonissenhaus Nonnenweier – einer evangelischen Einrichtung. Ein gelebtes Stück Ökumene!

Die Saroltaschule wurde durch Mittel eines der Familie von Gemmingen-Hornberg gehörenden Fonds unterhalten; nach der Inflation von 1923 durch die Familie Gemmingen-Hornberg persönlich. Trotzdem mussten die Eltern der Schüler ab 1921 Schulgeld bezahlen: Eine Mark pro Kind und Woche und 50 Pfennig für jedes weitere Kind. Aber selbst diesen niedrigen Beitrag konnten nicht alle Eltern aufbringen.

Bis 1972 der neue Kindergarten an der Schleiersbacher Straße gebaut war, gingen viele Generationen kleiner Fränkisch-Crumbacher drei Jahre lang in die Saroltaschule.

 

Text: Erika Schäfer, © Rodensteinmuseum
Foto der Familie von Gemmingen: Sarolta & Adolph, die Töchter Franziska & Ernestine, Foto Gemeinde Fränkisch-Crumbach, gemeinfrei