Station: [012] Franz Marc (1880 – 1916), Zwei Schafe, 1912


Das Gemälde von Franz Marc aus dem Jahre 1912 ist ein Zeugnis seines allumfassenden Naturverständnisses wie auch seines pantheistischen Weltbildes. Zwei friedlich grasende oder schlafende Schafe symbolisieren das Ideal von Reinheit und Unschuld - Eigenschaften, die Marc im Menschen vermisste. Die schwarzen Konturen der Schafe und die bunten Farbflächen der abstrakten Landschaft gehen ineinander über. Tiere und Natur verschmelzen zu einer Einheit. Ähnlich wie sein Künstlerfreund Wassily Kandinsky, mit dem er 1911 den "Blauen Reiter" begründete, maß Marc der Wirkung und Symbolhaftigkeit von Farbe eine wichtige Bedeutung bei. Er wollte in seiner Malerei die großen Zusammenhänge des Daseins befragen. Mit seiner Farbauffassung strebte er die ideale Vereinigung von Natur, Kreatur und Kosmos an. Hauptmotiv seiner Kunst wird das Tier. Im ersten Weltkrieg war Marc als Soldat an der Front eingesetzt. Von dort schrieb er am 12. April 1915 in einem Brief: "Der unfromme Mensch, der mich umgab [...], erregt meine wahren Gefühle nicht, während das unberührte Lebensgefühl des Tieres alles Gute in mir erklingen lässt." Das hier ausgestellte Gemälde befand sich einstmals im Besitz von Herwarth Walden. Er war der legendäre Begründer der Berliner „Sturm“-Galerie und agierte europaweit als Vermittler für expressionistische Kunst. Um 1920 hing dieses Bild über dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer.