Station: [018] Erich Heckel (1883 – 1970), Häuser im Schonergrund, 1909


Erich Heckels Gemälde „Häuser im Schonergrund“ von 1909 repräsentiert den reifen Stil der Künstlergruppe „Brücke“. Das Gemälde zeigt eine alltägliche, ländliche Situation in der Peripherie von Dresden. An einem Hang stehen Häuser vor einer Baumgruppe. Davor befinden sich ein Schuppen und ein umzäuntes Wiesenstück. Die Darstellung ist rasch und impulsiv mit dünnflüssigem Farbauftrag auf die Leinwand gebracht. Auffallend ist Heckels flächige Disposition der Landschaftselemente: Die expressiven, spannungsvollen Kontraste zwischen den einzelnen Farbflächen scheinen für den Künstler wichtiger zu sein als die Konstruktion eines perspektivisch stimmigen Tiefenraums. Die schemenhaften Häuser im Mittelgrund des Bildes setzen einen stabilisierenden Kontrapunkt einen zu den flirrenden schrägen Achsen des Zaunes und den dynamisierten Farbmassen von Wiese, Bäumen und Himmel. Das ansteigende Gelände und die hohe Horizontlinie steigern die Ambivalenz der räumlichen Situation. Komplementärkontraste wie der von Rot und Grün oder von Orange und Blau sowie die Betonung der Bildfläche sind charakteristische Merkmale des „Brücke“-Stils. Fraglos ist er auf das Vorbild der so genannten „Fauves“ um Henri Matisse zurückzuführen. Diese Gruppe in Paris revolutionierte seit 1905 die Farbgestaltung der abendländischen Malerei. „Häuser im Schonergrund“ ist eines der letzten Bilder, das Heckel in Dresden malte. Kurze Zeit später verließ er zusammen mit zwei weiteren Gründungsmitgliedern der „Brücke“, den Malern Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff, die sächsische Hauptstadt, um nach Berlin zu gehen. Dort brach für alle drei eine neue Schaffensphase an.