Station: [12] Gaben für die Ahnen


Objekt: Sycee im Wert von 3 Tael 

China 19. Jahrhundert

Heute begraben wir den Großvater. Er ist zu den Ahnen gegangen. Er war schon im Leben mächtig. Im Tod wird er noch mächtiger sein. Mein Vater ist sein ältester noch lebender Sohn, deshalb ist es seine Verantwortung, dem Großvater die notwendige Ehrerbietung zu zollen. Und er hat dafür gesorgt, dass das Grab meines Großvaters genauso prächtig ausgestattet ist, wie er es erwartet. Das ist wichtig, denn Großvaters Seele bleibt ein Teil unserer Welt. Sie teilt sich in zwei Teile. Einer ist im Himmel und kann Gutes für unsere Familie bewirken. Der andere bleibt auf der Erde und ist auf unsere Gaben angewiesen, um das gleiche Leben zu führen wie er es immer getan hat. Deshalb hat Vater so sorgfältig Geld und Lebensmittel als Grabbeigaben zusammengestellt. Diese Silbersycee gehört dazu. Wir werden sie dem Großvater mit ins Grab geben. Wir sind nämlich reich und können es uns leisten, richtiges Geld mit dem Toten zu begraben. Die Armen können das nicht. Sie verbrennen Totengeld. Das ist bedrucktes Papier, das aussieht wie Geldscheine. Sie sagen, der Tote merkt den Unterschied nicht. Ich bin mir sicher, Großvater schon. Er wäre ärgerlich, wenn wir ihn bei seinem Begräbnis so billig abspeisen würden. Aber später, wenn wir jeden zweiten Monat den Ahnen ihr Opfer darbringen, dann verbrennen auch wir nur das symbolische Totengeld, genau wie Großvater es so lange als ältester noch lebender Sohn für die Ahnen getan hat.