Station: [9] Indonesische Antiquitäten


Objekt: Mokko, 19. Jahrhundert

Alor, 1970

Sag mal, für wie blöd hältst du mich eigentlich? Glaubst du wirklich, dass ich deinen neuen Mokko haben will, nur weil der so schön glänzt? Bei uns zählt nicht der Glanz eines Mokkos, sondern die Tatsache, dass es eine Geschichte hat. Mein Mokko ist uralt. Den hat der Großvater meines Großvaters eingetauscht gegen einen Kopf. Ja, genau, gegen einen menschlichen Kopf. Manche glauben, dass man einen menschlichen Kopf von einem erschlagenen Mann opfern muss, um einen Geist zu versöhnen, wenn der seine Familie heimsucht. Und mein Vorfahr war gut im Töten von Feinden. Mein Vorfahr hat lange auf seine Bezahlung warten müssen. Aber bei uns ist das so: Je länger du auf deinen Mokko wartest, umso kostbarer und älter wird das Stück sein, das sie dir geben. Und da hat mein Vorfahr immer wieder beim Abrechnungsfest das Mokko geschlagen. Ja, du hast recht, normalerweise tun wir das nicht. Unsere Mokkos sind zwar ursprünglich Tempelgongs, aber niemand käme auf die Idee, sie zu schlagen, außer es ist Abrechnungsfest. Dann schlagen wir sie laut, damit die Schuldner an ihre Schulden denken. Irgendwann hat mein Vorfahr diesen Mokko bekommen. Schau, er ist repariert. Das macht ihn nur noch wertvoller. So einen Mokko gibt man nicht irgendeinem Fremden. Wir werden ihn vielleicht weggeben, wenn mein Sohn die richtige Frau gefunden hat und der Brautpreis bezahlt werden muss. Oder wenn mein Mann stirbt. Aber dir gebe ich meinen Mokko sicher nicht, da kannst du noch so honigsüß schmeicheln.