Station: [12] Festsaal


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SFX Flötenkonzert wieder einfaden, etwas stehen lassen, später unter dem Text unauffällig ausfaden Der ganze Stopp mit etwas Hall Frauenstimme Therese: Da staunen Sie, nicht wahr? Unser Festsaal nimmt die gesamte Grundfläche des nördlichen Seitenflügels ein und war schon oft Schauplatz rauschender Feste. Das schönste und prachtvollste Fest war zweifelsohne Wilhelms und meine Goldene Hochzeit im Mai 1883. Zu diesem Anlass haben mein Mann und ich die Seidentapeten, Spitzengardinen, Brokatvorhänge und die Polstermöbel, die Sie hier sehen, angeschafft und den Saal von Grund auf renovieren lassen. Und ich kann Ihnen versichern, dass man von diesem Fest noch lange sprechen wird in unserem schönen Warstein. Durch die versteckte Tapetentür dort hinten rechts, hinter dem großen Büffet, sind die Dienstboten aus- und eingegangen, haben Speis und Trank gebracht, damit es unseren Gästen an nichts mangele! Und wir, wir haben unzählige Geschenke entgegengenommen! Die Tierskulpturen von unserem ältesten Sohn haben Sie ja bereits im Flur gesehen. Auch die beiden Tafelaufsätze, die Sie rechts auf dem Buffet sehen, haben wir zu diesem Anlass von unseren Kindern geschenkt bekommen. Aber auch die anderen große Familien der Stadt und selbst die Konkurrenten meines Mannes haben sich nicht lumpen lassen. Und die Handelskammer, der mein Mann vorsteht, hat uns eine gerahmte Ehrenurkunde überreicht, die Sie dort neben der Eingangstür sehen. Mein Wilhelm wird dort als „Pionier der Eisenindustrie des Sauerlandes und der benachbarten Distrikte“ gelobt und ich muss sagen: Sie haben recht! Die wirtschaftliche Bedeutung der Gabriel-und-Bergenthal-Achsenwerke geht weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus! Und wir liefern unsere Wagenachsen sogar bis in die niederländischen Kolonien in Asien! Das nenne ich ein erfolgreiches Unternehmerleben! Sie können sich vorstellen, wie stolz ich bin, daran mitgewirkt und als Herrin über das Haus Kupferhammer das Leben meines Wilhelm im Privaten geordnet zu haben. [ab hier langsamer und müder werdend] Da fällt mir ein – unser Kronleuchter müsste einmal wieder geputzt werden. Ich werde gleich nach dem Mädchen rufen, dass sie ihn herunterlässt und die ungezählten Tropfen aus böhmischem Glas poliert. Vorsichtig soll sie dabei sein! Denn das ungeschickte Ding hat schon so manchen der feinen Silberdrähte dabei zerbrochen und musste dann alles wieder aufziehen. Ich für meinen Teil verspüre jetzt eine große Müdigkeit und werde mich ein wenig zurückziehen. 50 Jahre an der Seite eines der wichtigsten Männer der Stadt, da bleibt eine gewisse Erschöpfung manchmal nicht aus. [zum Besucher] Ich bitte um Ihr Verständnis, wenn ich Sie jetzt dem freundlichen Herrn überlasse. Er kann Ihnen sicherlich noch viel mehr über unser schönes Haus Kupferhammer berichten. Männerstimme: Selbstverständlich, werte Frau Bergenthal. Ziehen Sie sich zurück und ruhen Sie sich ein wenig aus. Ich übernehme gern. Frauenstimme Therese: Ich empfehle mich. SFX Schritte auf Holz, hallend Männerstimme: [zum Besucher gewandt, trocken] Da geht sie hin. Therese Bergenthal ist nur wenige Monate nach dem großen Fest ihrer Goldenen Hochzeit gestorben. Ihr Mann Wilhelm hat sie um zehn Jahre überlebt und ist ihr im Jahr 1893 gefolgt. Hier auf dem verglasten Tisch können Sie den Stammbaum der Gabriels und Bergenthals noch einmal genauer studieren. An diesem Tisch, in diesem ehrwürdigen Saal kann man heute standesamtlich heiraten. Und abends finden im Bergenthalschen Festsaal die beliebten Kupferhammerkonzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen des Vereins der Freunde und Förderer des Museums Haus Kupferhammer statt. Frau Thereses repräsentative Lebenswelt erfreut also bis heute die Warsteiner Bürger! Als letztes möchte ich Ihnen noch die Räume am anderen Ende dieser oberen Etage zeigen. Folgen Sie mir dafür bitte wieder aus dem Festsaal hinaus… durch das Florentiner Zimmer… und dann den langen Flur entlang bis zu den zwei Treppenstufen. Wenn Sie die Stufen hochsteigen und noch ein paar Schritte geradeaus gehen, kommen Sie in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer.