Station: [21] Mila Teshaieva: „Elisabeth / Zweifel“ (2014)


Worüber denkt die junge Frau nach? Macht sie sich Sorgen? Wägt sie ihre Gedanken ab, um eine Entscheidung zu treffen? Die Gestalt einer jungen Dame in nordfriesischer Tracht scheint aus der Dunkelheit empor. Majestätisch sieht sie aus, und doch auch sehr zerbrechlich. Elisabeth hält den Blick gesenkt, sie wendet uns ihre rechte Schulter zu und führt die Hand an ihr Gesicht heran. Verträumt greift sie nach den Fransen des Kopftuches, die ihr blasses Gesicht umspielen. Das Licht tastet die Frau wie ein Scheinwerfer ab und setzt dabei kontrastreiche Akzente: Sehen Sie nur, wie das Rot des Schulter- und des Kopftuches aufleuchtet, wie die weißen Spitzenborten und der feine Silberschmuck schimmern. Die Dunkelheit des Bildes ist unheimlich. Gleichzeitig gibt sie uns Raum, um in die Situation einzutauchen. Als Artist in Residence am MKdW war Mila Teshaieva mehrere Male zu Gast auf Föhr. Hier spürte die Berliner Fotografin den friesischen Traditionen und besonderen Lebenswegen der Insulaner Ende des 19. Jahrhunderts nach. Für ihre Porträts nutzte die Künstlerin die spezielle Technik des Light Painting, die schon früh in der Fotografie eingesetzt wurde. Teshaieva nahm ihre bedächtig arrangierten Fotos bei sehr langer Belichtungszeit auf – die Modelle mussten also geduldig sein! Die Szenen wurden mit sanften Bewegungen der Taschenlampe ausgeleuchtet, um bestimmte Bereiche oder Gegenstände zu betonen. Ohne Zeichen der modernen Welt haben die Bilder eine malerische Qualität und scheinen aus der Zeit gefallen.