Station: [7] Michael Ancher: „Der ertrunkene Fischer“ (1895)


Wenige Meter von uns entfernt, auf einem einfachen Holztisch, liegt der regungslose Körper eines Mannes. Das Meerwasser rinnt noch immer aus seinen tropfnassen Haaren. Die dargestellte Szene spielt sich also unmittelbar nach einem Seeunglück ab. Der Tote trägt die Arbeitskleidung eines Fischers. Um ihn drängen sich Menschen, deren Gesichter ernste Ruhe und tiefe Trauer ausstrahlen. Besonders ergreifend ist das Mienenspiel der Frau mit Kopftuch: In ihrem Blick vereinen sich Liebe und Kummer. Die hängenden Arme und bitteren Minen der Männer sprechen außerdem noch von Erschöpfung und Niedergeschlagenheit: sie konnten den Fluten lediglich den leblosen Körper ihres Kameraden entreißen. Michael Ancher war einer der wichtigsten Vertreter der Künstlerkolonie Skagen. Er dokumentierte die Lebens- und Alltagsrealität der dortigen Fischer über einen Zeitraum von 50 Jahren. Besonders faszinierten ihn die dramatischen Rettungsaktionen auf See, die er in einer sechsteiligen Gemäldeserie festhielt. Den Abschluss dieser Serie bildet ein monumentales Werk mit dem Titel „Der ertrunkene Fischer“. Die hier ausgestellte, gleichnamige Ölstudie ist eine Vorarbeit für dieses Gemälde, das sich heute im Museum in Skagen befindet. Anstoß zu dem Bild gab der Tod von Lars Kruse, der beim Fischfang ertrank. Kruse war der Vormann des Skagener Rettungsbootes und wurde bereits zu Lebzeiten als dänischer Nationalheld gefeiert. Ancher bewunderte den Lebensretter und porträtierte ihn. Mit seinen Darstellungen des ertrunkenen Fischers setzte er Kruse ein ehrenvolles Denkmal, das zugleich vor der Unberechenbarkeit des Meeres warnt.