Station: [2] Biografie


Théo Kerg widmete sein Leben der Kunst. Rückblickend formulierte der Künstler sein Lebensmotto mit dem Satz:  "Die Kunst verlangt, den Mut zu haben, gefährlich zu leben." Mutig und radikal verfolgte Kerg sein Ziel von Beginn an. 

Angefangen hat alles in Luxemburg. Dort wurde Kerg 1909 geboren. Um Kunst zu studieren ging der 20 jährige Kerg im Zerwürfnis mit seinem Vater, aber mit der Unterstützung seiner Mutter, nach Paris. Dort studierte er an der Ecole des Beaux Arts an der Sorbonne und am Institut d'Art et d'Archéologie. Er kopiert die großen Meister im Louvre und schuftet nachts in den Markthallen als Lastenträger. Armut und Hunger prägten die erste Studienzeit in Paris. Seinen Weg in der Kunst fand er nicht. Dies ändert sich mit seinem Wechsel an die Kunstakademie von Düsseldorf.

In Düsseldorf unterrichtet der Künstler Paul Klee. Für wenige Monate, ab Dezember 1932, studiert Théo Kerg bei dem deutschen Maler und ist sofort begeistert. Später erinnert er sich so:

Er ist es, der mir die Augen und das Herz geöffnet hat. Er ist es, der mich aufmerksam gemacht hat auf die Formen, auf ihre Zusammenhänge, auf die Farben, auf ihre Zusammenhänge, auf ihr Eigenleben, auf ihre psychologische Wirkung, auf die Strukturen, auf die Texturen, auf die Qualität der Unterlage und auf alles, was einen Einfluss auf das Werk hat, das dabei ist zu entstehen.

Nur vier Monate später endet für Kerg das Studium bei Klee. Die Nationalsozialisten sind an der Macht und Klee verlässt die Akademie. Kerg wird in Düsseldorf Meisterschüler von Oskar Moll und stellt erste abstrakte Arbeiten in Luxemburg aus. Zurück in Paris schließt er sich 1934 der Künstlergruppe Abstraction-Création an und vernetzt sich mit der modernen Kunst- und Literaturszene. 

Der zweite Weltkrieg zwingt Kerg zur Abkehr von der Abstraktion. Er gilt als entarteter Künstler, muss nach Luxemburg zurückkehren und arbeitet dort unter anderem als Kunstlehrer. 1944 wird er illegal verhaftet, einen Haftbefehl gibt es nicht. Kerg wird diffamiert und der Kollaboration mit dem Naziregime beschuldigt. Ohne Prozess und ohne Urteil muss er für 15 Monate in Untersuchungshaft. 

Mit neuen Papieren gelingt Théo Kerg 1946 die Ausreise nach Paris. Sofort beginnt er seine Arbeit als zeitgenössischer Künstler wieder aufzunehmen. Er steht im engen Austausch mit wichtigen Persönlichkeiten der Pariser Kunst und Literaturszene, und bezieht sein eigenes Atelier in direkter Nachbarschaft zum Louvre, in der Rue St. Honoré.

Paris bleibt sein Lebensmittelpunkt. Von hier aus entwickelt er sein Werk, arbeitet als Zeichner, Maler und Bildhauer. Mit Skulpturen und Glaskunst gestaltet er Kirchen und öffentliche Gebäude. Hunderte von Einzel- und Gruppenausstellungen zeigen sein Werk in Europa und Amerika. Seine letzten drei Jahre lebt und arbeitet Théo Kerg in Burgund. Hier stirbt er 1993 mit 83 Jahren. 

In der Ausstellung sammeln sich die Werke aus vier Jahrzehnten. Beginnen Sie bei den großen Bildern hier im Foyer.

Foto: © Tom Feritsch