Station: [17] Römische Glas- und Töpferkunst


F: Prosit! Oder wie es übersetzt heißt: Möge es nützen! Die alten Römer sind für ihre ausgiebigen und teils ausschweifenden Trinkgelage bekannt. 

M: Ein Überbleibsel römischer Trinkkultur finden wir in der Vitrine vor uns. Es handelt sich um einen in Bad Kreuznach gefundenen Trinkbecher – in filigranes Beispiel römischer Glaskunst.

F: Das älteste, von Menschen gemachte Glas ist mehr als 5.000 Jahre alt. Die frühesten Funde stammen aus dem Vorderen Orient. Der assyrische König Ashurbanipal hinterließ um 650 vor Christus eine Anleitung zur Herstellung von Glas:

M: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, fünf Teile Kreide – und du erhältst Glas.“

F: Die Römer verbesserten die Brennöfen und erreichten so eine unnachahmliche Glasqualität. Dünnwandige und farbige Trinkbecher sowie Phiolen – birnenförmige Gefäße mit langem, engem Hals – wurden bei denen, die es sich leisten konnten, en vogue. In der Zeit der Völkerwanderung, gegen Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus, ging das Wissen um die Glas-Herstellung jedoch verloren. Man behalf sich fortan mit dem Recyclen alter Gläser – und so wurde aus römischem Glas eben fränkisches.

M: An heißen Tagen tranken die Römer ihren Wein gekühlt, im Winter gerne warm. Oft wurde der Wein mit diversen Gewürzen angereichert. In einem speziellen Gefäß, dem sogenannten Krater, ließ man das Gemisch ziehen und goss es dann durch ein Sieb ab. So wurden Schwebstoffe und andere Zutaten gefiltert. Ebenfalls beliebt waren auch Most aus Äpfeln, Birnen oder Datteln.

F: Neben Gläsern kamen im Alltag auch kleine Becher aus Terrakotta zum Einsatz. Sie waren meist mit einer roten Glasur überzogen und mit feinen Motiven dekoriert. Dieses römische Tafelgeschirr wurde „Terra Sigillata“ genannt. Es wurde im 1. Jahrhundert vor Christus in den Werkstätten im italienischen Arezzo entwickelt. Vor allem in den Provinzen im Nordwesten fand dieses Geschirr hohen Absatz. Produziert wurde es in großen Mengen hier ganz in der Nähe, im heutigen Rheinzabern.

M: Aber auch in Cruciniacum muss es eine Töpferei gegeben haben. Bei Ausgrabungen wurden Scherben und Fehlbrände gefunden, aber auch einfache Krüge, Teller oder Baufragmente. Eine Töpferei würde auf eine gewisse Größe des antiken Cruciniacums hinweisen. Und auf einen gewissen Stellenwert! Denn es gab in der Provinz Germania Superior nachweislich nur neun Werkstätten zur Herstellung reliefverzierter Sigillate. Bad Kreuznach könnte demnach die Nummer zehn gewesen sein.

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach