Station: [16] „Das geb ich dir mit Brief und Siegel“


Vor Ihnen liegt eine umfangreiche Siegelsammlung. Langweilig denken Sie? Keineswegs! Was unscheinbar daherkommt, ist von so großer Bedeutung, dass sich sogar eine eigene Wissenschaftsdisziplin entwickelt hat: die Sphragistik – also die Siegelkunde.

Siegel dienten dem Verschluss von Dokumenten oder deren Beglaubigung. Es gab sie schon im alten Mesopotamien, später auch bei Griechen und Römern, von denen sie die Herrscher des Frühmittelalters übernahmen. Dem Vorbild von Kaiser- und Königsurkunden folgend, nutzten später auch die geistlichen und weltlichen Landesherren dieses Beglaubigungsmittel, das auch für die überwiegend analphabetische Gesellschaft verständlich war. Ab ca. 1200 hatte sich die besiegelte Urkunde im Alten Reich allgemein durchgesetzt. Das älteste bekannte Siegel der Reichsgrafen von Solms stammt von einer Urkunde aus dem Jahr 1226. Sie sehen es im linken Teil der Tischvitrine am Anfang der vorletzten Zeile.

Ein Siegel zeigt in der Regel ein Siegelbild und eine In- oder Umschrift, die sogenannte Legende. Bei dem Siegelbild handelt es sich entweder um eine Darstellung des Sieglers, seines Wappens oder eines sonstigen symbolträchtigen Bildes. Die Schrift nennt den Siegelinhaber mit Namen und Titel. Sie beginnt in der Regel oben mittig mit einem Kreuz. Oft hatte ein Herrscher gleichzeitig mehrere Siegel, was Sie auch hier beobachten können. Verschiedene Petschaften, also Siegelstempel, die in die weiche Wachsmasse gedrückt wurden, finden Sie im übernächsten Raum gegenüber der Altertümersammlung. 

Auf Ihrem Weg durch die Ausstellung kommen Sie auch noch an einer Siegelpresse aus dem 18. Jahrhundert vorbei. Sie diente der Fürstlichen Rentkammer zum Prägen des Solms-Braunfelser Siegels auf Papier.

Alle Abbildungen: © Schloss Braunfels