Station: [23] Böhmisches Goldrubinglas


Fürstin Maria wurde 1809 in Prag geboren. Sie hatte insgesamt neun Kinder. Eines von ihnen war der spätere Fürst Georg. Sie haben schon von ihm gehört. Er ließ in den 1880er-Jahren den letzten großen Schlossumbau im Stil des Historismus ausführen und gab dem Schloss seine heutige Gestalt. 

Böhmen ist nicht nur berühmt für seine schöne Fürstin, sondern auch für sein Kristallglas. Die großen zusammenhängenden Wälder boten sich für die Glasproduktion förmlich an. Genug Brennholz zum Glasbrennen stand zumindest zur Verfügung. Besonders in Nord- und Westböhmen gab es zahlreiche Glasmanufakturen, die hochwertiges, funkelndes Kristallglas herstellten. Seit dem ausgehenden Barock war böhmisches Glas sogar begehrter als das früher tonangebende venezianische Murano-Glas. 

Das böhmische Glas im 18. Jahrhundert war dickwandiger als das venezianische, aber trotzdem klar. Es eignete sich dadurch hervorragend für die in Mode gekommenen farbigen Gläser wie auch für hübsche Glasschliff- und Glasschnitttechniken. 

Besonders beliebt war an den Adelshöfen Europas Goldrubinglas. Es wurde von dem kurfürstlichen Chemicus und Alchemisten Johann Kunckel um 1680 in Potsdam entwickelt. Eine Kleinstmenge an Gold reichte aus, um aus einem farblosen Glas durch nochmaliges Erhitzen den feurigroten Farbton hervorzurufen. Aufgrund dieser Erfindung gilt Kunckel als der bedeutendste Glasmacher der Barockzeit.

Die Erfindung des Meißner Porzellans machte dem Goldrubinglas im 18. Jahrhundert zwar Konkurrenz, verloren ging die Faszination für die gläsernen Kunstwerke jedoch nie. Im 19. Jahrhundert gab es mehrere erfolgreiche Initiativen, die Herstellung mit neuen Technologien weiterzuführen. Deswegen kann man bis in die heutige Zeit böhmisches Goldrubinglas in ausgewählten Manufakturen erwerben. Die Braunfelser Exemplare stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Alle Abbildungen: © Schloss Braunfels