Station: [26] Seeturm, Seestr. 2


M: Der Seeturm!

F: Das hört sich an nach: Wellen, Sonne, müßigen Badetagen – und am waldigen Ufer steht ein romantischer Seeturm. 

M: Dem Realitätscheck kann dieser Traum freilich nicht standhalten. Denn der Seeturm ist einer der sechs Verteidigungstürme aus dem 15. Jahrhundert. Er schützte die Südost-Ecke der Stadtbefestigung. Und er lag mitnichten an einem idyllischen See, sondern an den Fischteichen, die damals zum Vorbach gehörten. 

F: Wie seine Brüder war auch der Seeturm einst wesentlich höher. Ausnahme ist nur der Schimmelturm am Rathaus, der noch in originaler Höhe erhalten ist. 

M: Der Seeturm ist ein sogenannter Schalenturm, der an der Rückseite offen ist. An seinen Seiten erkennen Sie noch Reste der alten Stadtmauer. Einerseits sparte diese Bauweise Kosten. Andererseits war es eine Falle. Denn der Turm bot dem Feind keine Zuflucht. Hatte er die Stadtmauer überwunden und den Turm eingenommen, konnten sich die Verteidiger von hinten anschleichen und direkt in den Turm hineinschießen. 

F: Können Sie sich vorstellen, dass in diesem alten Wachturm einst große, kinderreiche Familien lebten? Nein? Trotzdem war dies jahrhundertelang der Fall. Seine Bewohnerinnen und Bewohner scheinen sich hier sogar sehr wohl gefühlt zu haben, denn erst im Jahr 1988 zogen die letzten aus.

M: Der Seeturm wurde 1999 gemeinsam mit der Alten Turnhalle saniert. Heute ist im Erdgeschoss des Turms eine stimmungsvolle Bar untergebracht, die jedoch nur für geschlossene Veranstaltungen vorgesehen ist.

F: Ihr Spaziergang führt Sie nun zur Katholischen Kirche in der Hauptstraße 50.

Fotos: © Trüpschuch