Station: [31] Gottlob Haag-Kabinett im KULT


Zitator: Aus dem Staub dieser Erde gemacht,
bin ich nur Stimme,
der diese Landschaft
der Sprache erschließt.

Meine Liebe wohnt
Zwischen den Gehöften und Dörfern
Und ernährt sich
Von den Reden und den
Geschichten ihrer Bewohner.

F: Diese Verse sind der Anfang des Gedichts „Bin ich nur Stimme“ des Niederstetter Schriftstellers Gottlob Haag. Es ist eine Hommage an seine Heimat und eines der wenigen Gedichte, die er nicht in hohenlohischem Dialekt verfasst hat, einer oberdeutschen Mundart der ostfränkischen Dialektgruppe.

M: Gottlob Haag wurde im Jahr 1926 im nahe gelegenen Wildentierbach geboren, als „armer Leute Kind“ – wie er selbst sagte. Inspiriert von dem expressionistischem Dichter Georg Trakl begann er selbst Gedichte zu schreiben. Gottlob Haag war 27 Jahre alt, als sein erstes Gedicht veröffentlicht wurde. In rascher Folge entstand eine ganze Reihe von Gedichtbänden, ab Mitte der 1980er-Jahre folgten mehrere Theaterstücke. Einige von ihnen wurden im Freilichttheater im Tempele hier in Niederstetten aufgeführt.

F: Deutschlandweit gilt er als die lyrische Stimme Hohenlohes. Die zentrale Fragestellung seines Werkes ist: Wie muss sich der Mensch verhalten, um verantwortungsbewusst gegenüber dem Schöpfer und seiner Schöpfung, aber auch gegenüber seinen Mitmenschen zu leben?

M: Für sein Werk erhielt Gottlob Haag zahlreiche Auszeichnungen. Er ist Ehrenbürger Niederstettens. 

F: Gottlob Haag starb 2008 im Alter von 82 Jahren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Wildentierbach an der Alten Wehrkirche. „Bin ich nur Stimme“? fragte er. Sie hören den letzten Vers dieses Gedichts:

Zitator: Meine Stimme,
die Schwester des Windes,
ist verliebt in den Regen,
der das Land tränkt und ermuntert, fruchtbar zu sein
Aus dem Staub dieser Erde gemacht
Will ich weiter nichts sein
Als Stimme, die dieses Land
Der Sprache erschließt.

M: Nach der Lyrik geht’s nun weiter mit Musik. Die nächste Station ist am Treppengeländer.

Fotos: © Trüpschuch