Station: [12] Rebecca Horn


Die deutsche Künstlerin Rebecca Horn erhält 1992 den Kaiserring. Damit wird nach 16 Jahren erstmals eine Frau mit dem renommierten Kunstpreis ausgezeichnet. Die Arbeit Yin-Yang-Konferenz hat Horn fünf Jahre nach der Auszeichnung für das Apostelzimmer geschaffen.

Drei Objekte stehen sich hier gegenüber. Die beiden Ferngläser auf den langen Stangen drehen sich um Ihre eigenen Achsen. Es scheint, dass sie die Wände mit ihrem starren Blick abtasten. Ihnen gegenüber steht ein beweglicher Spiegel, der das Licht eines Strahlers reflektiert. Wie ein runder Mond wandert die Lichtreflexion über die barocke Malerei des Apostelzimmers, über das alte Mobiliar und den Fußboden.

Die surrenden Motoren mit ihren abrupten Bewegungen lassen die Objekte lebendig werden. Die Ferngläser nehmen eine aktive Rolle ein. In den Bewegungen wirken sie zielgerichtet und dominant. Der Spiegel dagegen reagiert und reflektiert. Er ist das passive Gegenüber und den Blicken ausgesetzt.

Die Yin-Yang Konferenz nimmt im Titel direkten Bezug auf die chinesische Philosophie. Yin-Yang bezeichnet die Lehre der gegensätzlichen Kräfte, die sich jedoch nicht abstoßen, sondern zusammen ein gemeinsames Ganzes bilden. So wie die weibliche und männliche Energie, die in einem erotischen Spannungsverhältnis steht und sich in Aktion und Reaktion entlädt und schließlich vereint.

Für Rebecca Horn ist das Verhältnis zwischen Körper und Raum ein wesentlicher Bestandteil ihrer Kunst. Von dem alten Apostelzimmer war die Künstlerin begeistert. Der reich ausgeschmückte Raum aus dem 16. Jahrhundert war das Repräsentationszimmer des Hauses. Die Darstellung der 4 Evangelisten und dem Apostel Paulus zusammen mit den barocken Ornamenten ist aktiver Teil der Installation, genauso wie der alte Fußboden, der älteste des gesamten Mönchehauses. Die geschwungenen Kabel stehen im Bezug zu den Rissen, die der alte Fußboden im Laufe der Jahrhunderte bekommen hat.

Fotos: © Sascha Engel, Goslar