Station: [9] Ilya Kabakov


Diesen Holzverschlag hat der russische Künstler Ilya Kabakov errichtet. My Grandfather's Shed - Großvaters Stall - heißt die Installation. Der einfache Stall, so wie er sicherlich überall in Kabakovs Heimat zu finden ist, und der versöhnliche Titel der Arbeit wecken sogleich Bilder einer ländlichen russischen Idylle. Im Inneren des Stalls begegnen wir einer Fortsetzung dieser vermeintlich heilen Welt.

Die Aufmerksamkeit weckt eine kleine Installation unter einem einfachen Holzschemel. Hier breitet sich eine Miniaturlandschaft aus. Einzelne Häuser und eine kleine Kirche säumen das Ufer eines sanft geschwungen Flusses. Über der Szenerie schwebt ein kleiner weißer Engel. Ein einfaches Licht beleuchtet diese kleine Welt.

Die Installation Großvaters Stall liefert ein Idealbild mit sichtbaren Brüchen. Hier passt nichts zusammen. Das göttliche Licht ist eine einfache Glühbirne. Das Landschaftsmodell funktioniert nicht als Utopie eines idyllischen Heimatgefühls und hier gibt es auch keinen Großvater, der gerade seine Gerätschaften im Stall abgelegt hat. Die Vortäuschung falscher Tatsachen wirkt absurd, die Größenverhältnisse verleihen der Situation etwas Komisches, Entlarvendes.

Ilya Kabakov lebt heute in New York. Er ist in der Ukraine geboren und musste viele Jahre unter der Kunstdoktrin der ehemaligen Sowjetunion arbeiten. In seinem Werk tritt er der politischen Zensur auf ironische und kritische Weise entgegen. 1998 hat Ilya Kabakov den Kaiserring erhalten.

Foto 1: © Mönchehaus Museum Goslar

Foto 2: © Sascha Engel, Goslar