Station: [10] Das Rokokoschloss


Das Rokokoschloss ist das jüngste der drei Dornburger Schlösser. Und doch ist es das entscheidende Element in dem architektonischen Dreiklang. Erst dieses mittlere Schloss – zwischen 1736 und 1741 entstanden – verbindet sich mit seinen beiden Nachbarn zu einem einheitlichen Ensemble.

Bevor Herzog Ernst August auf die Idee kam, zwischen Altem Schloss und Renaissanceschloss noch ein drittes Schloss zu setzen, erstreckte sich die Stadt Dornburg bis an den Rand des Felsplateaus. Schauen Sie auf Ihren Bildschirm: Auf der historischen Darstellung erkennen Sie hoch auf dem Felsen die beiden älteren Schlösser, in deren Mitte die Stadtkirche und eng verschachtelte Wohnhäuser. Um Platz zu schaffen, ließ Ernst August kurzerhand 22 Bürgerhäuser abreißen. Er beauftragte zunächst den Baumeister Johann Adolf Richter, der aber an der schwierigen Hanglage scheiterte.

Erst Gottfried Heinrich Krone, der Baumeister des Belvedere in Weimar, fand die Lösung. Er entschied sich für eine symmetrische Komposition aus verschränkten Pavillons, die talseitig von einer künstlichen Grotte und einer Aussichtsplattform verlängert wird.

Und er schuf ein Gebäude, dessen optische Wirkung sich fundamental unterscheidet, je nach Blickwinkel: Von der Straße aus fallen der aufwändige Reliefschmuck und die zweifarbig gestaltete Fassade auf. Das Schloss wirkt gedrungen und kompakt.

Doch gehen Sie einmal um das Gebäude herum und schauen Sie von der fünfeckigen Aussichtsterrasse hinauf! Nun wirkt das Lustschloss wie ein trutziger Herrschersitz, dessen hellgelbe Fassade ins Tal hineinstrahlt. Das Rokokoschloss ist in jeder Hinsicht auf optische Weitenwirkung angelegt.

Allerdings verlief die geplante herzogliche Repräsentation im Sande. Noch während der Bauzeit erbte Ernst August den Landesteil Sachsen-Eisenach und richtete sein Interesse fortan auf das Eisenacher Stadtschloss. Das Dornburger Rokokoschlösschen blieb ungenutzt. Fast 40 Jahre später lobte der junge Goethe den „schönsten Platz auf dem höchsten Felsen“, beklagte aber den erbärmlichen Erhaltungszustand des Gebäudes.

Erst nach 1800, unter Ernst Augusts Enkel, dem Großherzog Carl August und Förderer Goethes, ging das Rokokoschloss in Nutzung und diente fortan als Sommerresidenz für den Großherzog und seine Gäste.


Abbildung 1 © Keramik-Museum Bürgel
Abbildung 2 © Kunstsammlungen der Veste Coburg