Station: [12] Das Renaissanceschloss


Mehr als zwei Monate – von Juli bis September 1828 – lebte der alte Goethe im Dornburger Renaissanceschloss. Vorausgegangen war der Tod seines Freundes und Förderers Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Dichterfürst zog sich nach Dornburg zurück, um hier den Verlust des Freundes zu betrauern.

Großherzog Carl-August hatte das Renaissanceschloss erst wenige Jahre zuvor erworben und ganz nach seinem persönlichen Geschmack einrichten lassen. Bis dato war es das Haupthaus eines eigenständigen Rittergutes am südwestlichen Rand des Felsplateaus gewesen und hatte nicht viel mit den beiden anderen Schlössern zu tun gehabt.

Um das Jahr 1539, kurz nach Einführung der Reformation erbaut, in den Jahren nach 1600 umgebaut, trägt es alle Merkmale eines repräsentativen Herrenhauses dieser Zeit: den Treppenturm mit Welscher Haube, flankiert von zwei Zwerchhäusern und vor allem das imposante Renaissanceportal mit seinen Sitznischen.

Freudig trete herein und froh entferne dich wieder!

Ziehst du als Wandrer vorbey, segne die Pfade dir Gott.

So lautet die lateinische Inschrift am Eingangsportal … in einer Übersetzung von Goethe. Der zeigte sich beeindruckt von der kunstvollen Steinmetzarbeit aus der Zeit der Renaissance:

„Die Erfassung gedachter Thüre selbst ist nach Weise jener Zeit architektonisch-plastisch überreich verziert und gibt, zusammen mit der Inschrift, die Überzeugung, dass vor länger als zweyhundert Jahren gebildete Menschen hier gewirkt, dass ein allgemeines Wohlwollen hier zu Hause gewesen…“

Die „gebildeten Menschen“ – das waren zum Beispiel der Amtsschösser Wolfgang Zetzsching und seine Frau Elisabeth Apitz, die ihre Wappen oben in das steinerne Portal einmeißeln ließen und dem Gebäude um 1600 die bis heute nahezu unveränderte Form verliehen.

Goethe, der von Hofgärtner Sckell und seiner Frau umsorgt wurde, verlängerte seinen Aufenthalt mehrfach, empfing Besuche, genoss die Gartenanlagen und feierte auch Ende August seinen 79. Geburtstag hier in Dornburg.

Nach dem Ende der Monarchie übernahm 1922 die Goethegesellschaft die Schirmherrschaft über das Rokoko- und das Renaissanceschloss. So konnte 1928 der hundertste Jahrestag des Aufenthaltes des Dichters in der neu geschaffenen Goethe-Gedenkstätte feierlich begangen werden.

Heute können Rokoko- und Renaissanceschloss besichtigt werden: Die Schlösser sind von April bis Oktober täglich außer mittwochs von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Hier, im Renaissanceschloss, können Sie Eintrittskarten erwerben und Ihren Rundgang beginnen.

 

_________________________

Zitate Goethe: nach Ignasiak, S. 23

Alle Abbildungen © Keramik-Museum Bürgel