Station: [15] Die Ruine der Tautenburg


Schon im 12. Jahrhundert erhob sich eine Burg auf dem Bergsporn, 272 Meter über Normalnull.

Ein „Tuto von Hausen“ oder „Tuto von Tutinberc“ soll der Erbauer der Tautenburg gewesen sein, die im Jahr 1223 erstmals urkundlich erwähnt wird. Wenig später belehnt Kaiser Friedrich der Zweite die Schenken von Vargula mit der Burg. Eine Nebenlinie dieses einflussreichen Geschlechts nennt sich fortan nach ihrem Lehen. In den folgenden Jahrhunderten büßen die Tautenburger ihren Einfluss allerdings weitgehend ein. Und im August 1640 stirbt Christian Schenk von Tautenburg, der letzte Vertreter dieser Linie.

140 Jahre später wird die einst stattliche Burg abgetragen. Ihre Steine werden zum Bau des Rentamts im benachbarten Frauenprießnitz gebraucht. Nur der weithin sichtbare fünfeckige Torturm mit Zinnenkranz bleibt bestehen – gleichsam als Wahrzeichen der kleinen Gemeinde am Fuße des Burgbergs.

Das Dorf Tautenburg hat mit seinen knapp 300 Einwohnern im Laufe der Zeiten bedeutende Gäste beherbergt: Im Jahr 1866 feierte Carl Zeiss hier mit seinen Mitarbeitern die Fertigstellung seines 1.000 Mikroskops. 1882 waren der Philosoph Friedrich Nietzsche und Lou Salomé für drei Wochen Gast in dem kleinen Walddorf. Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte der spätere Dichter Joachim Ringelnatz hier regelmäßig seine Schulferien. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs fand die hochbetagte Schriftstellerin Ricarda Huch hier Unterschlupf vor den Bombardements. Und der spätere Kinderbuchautor James Krüss durchquerte zu Kriegsende halb Deutschland und blieb für eine Woche in Tautenburg, im Haus des ehemaligen Helgoländer Inselpfarrers.

Überregional bekannt ist das Dorf auch für die 1960 errichtete Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Die Nähe zur Universitäts-Sternwarte in Jena sowie die geringe Aufhellung des Nachthimmels hatten den Ausschlag dafür gegeben, das Observatorium mit seinem Zwei-Meter-Spiegelteleskop hier in Tautenburg zu eröffnen.

Mittlerweile trägt sogar ein Asteroid den Namen Tautenburg. Und seit wenigen Jahren ergänzen neun Info-Stelen und eine Sonne die astronomischen Kernkompetenzen des Dorfes: Auf dem Tautenburger Planetenpfad, einem etwa 8 km langen Rundwanderweg, können Wandernde viel Wissenswertes zu den Planeten, ihren Namen und ihrer Geschichte erfahren.

Alle Abbildungen © Manfred Grunewald