Station: [23] Wilhelmsplatz


M: Sie stehen am Wilhelmsplatz, dem wohl schönsten Platz Offenbachs. Hier spüren Sie noch das Flair der historischen Stadt. Alte Häuser und ehrwürdige Kastanien schmücken den Platz. Sie blieben im Zweiten Weltkrieg von Bomben verschont. Seit 1903 findet hier dienstags, freitags und samstags der Wochenmarkt statt.

F: Offenbacher gehen wörtlich über Leichen, um den historischen Markt mit seinen vielen Restaurants und Cafés zu besuchen. Denn auf diesem Gelände befand sich bis 1832 der Stadtfriedhof. 

M: Auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs wurde 1868 ein Viehmarkt eröffnet. 1876 wurde der Platz zu Ehren von Kaiser Wilhelm in „Wilhelmsplatz“ umbenannt. Die Nazis tauften ihn in Platz der SA um. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wieder zum Wilhelmsplatz.
 
F: An der Nordseite des Platzes steht das Markthäuschen. Es wurde 1911 als Domizil für den Marktwärter errichtet. Heute ist das Markthaus eine beliebter Treffpunkt, um ein gutes Glas Äppelwoi zu genießen. 
 
M: Und das Denkmal neben dem Markthaus? Es zeigt ein Offenbacher Original, das Streichholz-Karlche. Das Denkmal wurde von der Bildhauerin Judith Quartier geschaffen. Die Ähnlichkeit mit Karl Winterkorn, so hieß das Streich-Holz-Karlche im wirklichen Leben, ist nicht zu übersehen. Schauen Sie mal auf Ihren Bildschirm!  
 
F: Karl Winterkorn lebte von 1880 bis 1939. Er verdiente seinen Unterhalt mit dem Verkauf von Streichhölzern. Fragte man den nur 1,30 Meter kleinen Mann nach seinem Beruf, antwortete er mit unschlagbarem Humor „Holzhändler“. Mit einem Koffer in der Hand zog der „kleinste Holzhändler der Welt“ von Wirtshaus zu Wirtshaus und bot seine Zündhölzer an. Mit dem Erlös finanzierte er den Lebensunterhalt für sich und seine Mutter. Er starb im Alter von 59 Jahren. Doch sein verschmitztes Lächeln ist nicht vergessen. 

 

Foto 1-3: © Dagmar Trüpschuch
Foto 4: ©  Stadtarchiv