Station: [6] Der Page


462! Das haben Sie sich doch gerade gefragt, oder?! Es waren 462 Glühlampen – auf dem ganzen Anwesen verteilt. Und jetzt raten Sie mal, wie viele Glühlampen es allein hier im Schloss waren? Na, kommen sie drauf? 350!

Stellen Sie sich das mal vor! Das muss eine schöne Stromrechnung gewesen sein. Wobei, die Puricellis saßen ja quasi an der Quelle. Schon seit 1850 investierten sie in die Leuchtgasindustrie. Ganz schön clever, immerhin wurde die Beleuchtung der Großstädte in dieser Zeit massiv vorangetrieben. Straßen, Plätze, öffentliche Gebäude – alles begann, nach und nach zu erstrahlen. Na ja, gedämpft zu leuchten. Und ganz nebenbei wurde der Absatz der eigenen Produkte angeregt – Kandelaber, Röhren und so weiter. Alles, was man für die Beleuchtung halt so braucht.

Aber wie unhöflich von mir, ich habe mich ja gar nicht vorgestellt: Man nennt mich … den Pagen. Komischer Name, oder? Schauen Sie mich doch an. Sehe ich aus wie ein Page?! Ich würde eher sagen, wie ein Soldat des 16. Jahrhunderts. Von der Kleidung und der Ausrüstung her, was meinen Sie?

Früher stand ich am Treppenaufgang – und jeder, der in diesem Haus zu tun hatte, musste an mir vorbei. Ich habe also alles gesehen – und vieles gehört, deshalb kann ich auch viel über die Familie Puricelli erzählen.

Aber, psst, ich bin doch diskret. Die Puricellis waren anständige, respektable Leute, sehr katholisch, sehr sozial engagiert. Und natürlich auch sehr reich. 1881 haben die das Anwesen hier gekauft und für sehr viel Geld saniert und umgebaut. Allein ich habe beispielsweise 2.480 Reichsmark gekostet. Und ich bin nur ein „stiller Diener“ – anfangs mit einer Gasflamme – und jetzt, ganz modern, mit einer Glühlampe.

Für die Beleuchtung wurden im ganzen Haus zuerst Gasleitungen verlegt. 1902 rückten dann aber die Handwerker noch mal an. Gasleitungen – wie altmodisch! Ab jetzt wurden Stromleitungen unter Putz verlegt. Vielleicht haben Sie das ja selbst schon mal gemacht? Dann wissen Sie ja, was ich meine.

Gleich neben dem Haus gab es ein eigenes kleines Elektrizitätswerk. Um die Jahrhundertwende eine echte Sensation. Und stellen Sie sich das vor: Jede Etage hatte eine eigene Toilettenanlage! Mit einer Elektropumpe beförderte man das Wasser in die oberen Stockwerke.

Alle Abbildungen : © Schloßparkmuseum Kreuznach