Station: [39] Reformation


„Rutger von der Horst wurde wohl im Herbst 1519 geboren – und damit mitten hinein in die epochale Umwälzung der Reformationszeit: Die römische Kirche musste ihren theologischen und weltlichen Machtanspruch fortan mit den neuen protestantischen Kirchen und den erstarkten evangelischen Landesherren teilen. Die ersten Jahrzehnte nach Martin Luthers Thesenanschlag von 1517 waren geprägt von Unsicherheiten, von gegenseitigen Verurteilungen und dem ersten großen Religionskrieg in Deutschland: dem Schmalkaldischen Krieg.

Viele Menschen waren sich unsicher, welchem Bekenntnis sie sich anschließen sollten. Wer konnte, hielt sich die Möglichkeit eines Konfessionswechsels offen, um bei drohenden Konflikten noch rasch auf die vermeintlich „richtige“ Seite zu wechseln. Rutger von der Horst verhielt sich in dieser unübersichtlichen Lage wohl neugierig-abwartend: Zwar verwahrte er in seiner Bibliothek eine Luther-Bibel, aber vor allem wegen der heftigen Auseinandersetzungen um die Zukunft des katholischen Kölner Kurfürstentums scheute er wohl einen öffentlichen Bekenntniswechsel, vielleicht war er aber auch Anhänger eines reformkatholischen Mittelwegs.“