Station: [1] Keramisches Destillationsgerät


F: Wir starten unseren Rundgang mit diesem Brenngerät aus Keramik. Es stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert und wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar. Es zeigt aber eines sehr eindrücklich: nämlich wie mühsam die Destillation in früheren Zeiten war.

M: Der Keramiktopf wurde über einer offenen Herdstelle erhitzt. Oben, am Kondensationshelm, befindet sich ein kurzes Rohr, das von der Luft gekühlt wird. Im Inneren dieses Rohres kondensiert das Destillat – und tropft langsam herunter.

F: Langsam bedeutet in diesem Fall: Etwa alle drei Sekunden kommt ein Tropfen heraus.

M: Die Kühltechnik ist nicht besonders ausgereift und dementsprechend gering ist die destillierte Menge. Jeder Tropfen, ein kostbares Gut!

F: Bereits die alten Ägypter nutzten vor tausenden von Jahren ähnliche Brenngeräte, genauso wie später die Griechen und die Römer. Wenn aber in der Antike etwas destilliert wurde, dann waren das ausschließlich feine ätherische Öle, die man als Parfüm nutzte.

 

M: Zwar kannten Ägypter, Griechen und Römer alkoholische Getränke sehr wohl. Aber eben nur in Form von Wein oder Bier! Spirituosen waren völlig unbekannt. Ein Umstand, der mit der natürlichen alkoholischen Gärung zu tun hat. Diese endet, sobald die Alkoholkonzentration 16 Prozent erreicht. Dann sind die zum Gären notwendigen Hefepilze durch den Alkohol abgetötet.

F: Erst im 12. Jahrhundert gelang einem Alchemisten an der Universität Salerno der Durchbruch. Der Name des Alchimisten: Magister Salernus. Viel ist über den Mann nicht bekannt. Was man aber weiß:

M: Magister Salernus vollführte die erste dokumentierte Weindestillation. Er schaffte es, reinen Alkohol als entflammbaren Weingeist von den nicht brennbaren Bestandteilen des Weines zu trennen.

F: Rund 100 Jahre später gelang dem Regensburger Bischof - Albertus Magnus - ein weiterer wichtiger Schritt: Er erfand die Brennblase. Die gewonnenen Destillate waren nur von geringer Menge, daher extrem kostbar und nur für medizinische Zwecke gedacht.

M: Denn was man vor Jahrhunderten bereits wusste: Branntwein besitzt antibakterielle Eigenschaften. Er wurde daher zur Wundheilung benutzt – oder auch zur Bekämpfung von Würmern. Die Destillate trugen den klangvollen Namen „aqua vitae“ – also „Wasser des Lebens“. Sie waren jedoch meist recht bitter und mussten daher mit Honig gesüßt werden. Wohl bekomm´s!

 

Fotos: © Förderverein Museum im Steinhaus e.V.