Station: [5] Pistoriusbecken


 

M: Hier sehen Sie ein Pistoriusbecken. Erfunden wurde diese Konstruktion im Jahr 1817, von einem gewissen Johann Pistorius. Was man über diesen guten Mann wissen muss:

F: Johann Heinrich Leberecht Pistorius. Geboren 1777 in der Stadt Loburg, im heutigen Sachsen-Anhalt. Später dann wohnhaft in Weißensee – damals Preußen, heute Stadtteil von Berlin. Am 21. März 1817 erhält Pistorius ein Patent auf das

M: „ausdrückliche Recht zur Anwendung und Fertigung eines eigentümlichen Brenn-Apparats.“

F: Pistorius` besonderes Interesse gilt der Kartoffel – und der Frage, wie man denn aus dieser Schnaps brennen kann.

M:  Preußen, Kartoffeln? Da klingelt doch was!?

F: Na klar, Friedrich II., König von Preußen.

M: Auch der „alte Fritz“ genannt.

F: Der Preußenkönig erließ mehrere sogenannte „Kartoffelbefehle“. Der wohl bekannteste stammt aus dem Jahr 1756. Damit sollte den Untertanen die Kartoffel schmackhaft gemacht und ihr Anbau gefördert werden, denn Krieg und Missernten hatten zu Hungersnöten geführt.

[Sound: Feder auf Papier] 

M: „Es ist von uns in höchster Person in unseren anderen Provinzen die Anpflanzung der sog. Tartuffeln, als ein sehr nützliches und sowohl für Menschen als Vieh auf sehr vielfache Weise dienliches Erd-Gewächse, ernstlich anbefohlen.“

F: Nun aber zurück zu Pistorius. Dieser entwickelte ab 1817 eine Methode, um aus den hochgepriesenen Kartoffeln hochprozentigen Schnaps zu machen. Pistorius baute in seine Anlage einen speziellen Behälter ein: Er funktioniert wie ein Kondensator und garantiert eine bessere Trennleistung. Das Pistoriusbecken sorgt dafür, dass der Wasserdampf kondensiert, während der Alkohol dampfförmig zurückbleibt und sich immer weiter anreichert – und das auf bis zu 70 Prozent.

M: Durch seine Erfindung machte Pistorius die Branntwein-Produktion so einfach und so günstig, dass innerhalb kürzester Zeit fast die komplette Landwirtschaft Preußens umgestellt wurde. Es wurden Kartoffeln angebaut, soweit das Auge reichte. Und Berlin stieg zum weltweiten Zentrum des Schnapshandels auf. Die Kartoffelmaische wurde währenddessen an das Vieh verfüttert, wodurch die Schweinefleisch-Produktion in Preußen ungeahnte Ausmaße annahm.

F: Die Kartoffel, die bislang vor allem als Hauptnahrungsmittel der armen Bevölkerung gedient hatte, wurde nun zu einem der wichtigsten Rohstoffe.

 

Fotos: © Förderverein Museum im Steinhaus e.V.