Station: [19] Barocker Klosterplan


280 Meter in der Breite, 240 Meter in der Länge – das Gelände des Kloster Schuttern erstreckte sich auf rund 6 Hektar! Der Plan – das Werk eines Schweizer Kupferstechers aus dem 18. Jahrhundert – zeigt es als prächtige barocke Anlage mit großen, geometrisch angelegten Gärten.

So imposant hatte das Kloster Schuttern freilich nicht immer ausgesehen. Im 7. oder 8. Jahrhundert gegründet, zählte das Kloster ab dem 9. Jahrhundert zwar zu den vermögendsten Abteien des Fränkischen Reichs. Doch mehrere Brände, die Bauernkriege 1525, der Dreißigjährige Krieg und die Eroberungszüge Ludwigs des Vierzehnten setzten dem Kloster schwer zu. Mehrmals wird es geplündert, seine Mönche vertrieben.

Erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts kommen friedlichere Zeiten. Nach und nach erhält das Kloster das hier gezeigte Aussehen: Oben, an der nördlichen Flanke, erkennen Sie eine Reihe von Gebäuden und zwei Türme.

Der rechte der beiden Türme ist der 1722 erbaute Turm der heutigen Kirche Mariä Himmelfahrt. Er befindet sich direkt hinter Ihnen.

Das Kirchenschiff auf dem historischen Plan ist noch romanisch. Es wurde um 1770 abgetragen und durch das heutige, barocke Kirchenschiff ersetzt.

Der mittlere Turm, sowie die meisten der gezeigten Gebäude, wurden bald nach der Auflösung des Klosters abgerissen.

Wenn Sie eine Vorstellung bekommen möchten, wo sich die Klosteranlagen befanden, versuchen Sie, sich den Plan um 90° gedreht vorzustellen – im Uhrzeigersinn gedreht. Die Sichtachse, die vom mittleren Turm, dem sogenannten „Portalturm“, ausgehend südwärts verlief, entspricht in etwa der heutigen Klosterstraße. Und das Klosterareal erstreckte sich ungefähr bis zum Ende der heutigen Straße.

Schauen Sie nun auf Ihren Bildschirm: Nur noch die rot markierten Gebäude sind heute erhalten. Mit der Säkularisation im Jahr 1806 fiel das Kloster an das Großherzogtum Baden und wurde in den folgenden Jahrzehnten abgetragen.

Das Gebäude, auf dessen Mauer heute der alte Klosterplan prangt, ist allerdings historisch und war bereits Teil der barocken Klosteranlage. Ist Ihnen aufgefallen, dass sich die Fenster alle auf der rechten Seite befinden?

Und haben Sie bemerkt, dass sich ganz oben, etwa auf Höhe des Schutterer Wappens, eine Tür im Mauerwerk abzeichnet? Genau dort, an der linken Hälfte der Außenmauer, stand der mittlere Turm, der „Portalturm“ und war durch eine Tür mit dem Gebäude dahinter verbunden.

Wie weltlich es mitunter in dem ehrwürdigen Kloster zuging, zeigt ein kleines Detail auf dem Stich, der unserem Wandbild zugrunde lag: Oben rechts, erkennt man nördlich der Kirche unter freiem Himmel… eine Kegelbahn!

Wenn Sie noch mehr über die Geschichte des Schutterer Klosters erfahren möchten: Im ehemaligen Pfarrhaus direkt hinter der Kirche befindet sich heute ein Museum – nur wenige Schritte von hier.

Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim