Station: [6] Die Ausgrabung


Vorklösterliche Bauten, der karolingisch-ottonische Saalbau, die romanische Kirche, gotische Umbauten, der barocke Neubau – die wechselvolle Geschichte der jahrhundertealten Anlage hat sich unter der heutigen Kirche im Boden erhalten.

Als 1972 die Fußbodenheizung erneuert werden sollte, drängte der Lahrer Denkmalamtsmitarbeiter Karl List auf eine archäologische Sondierung im Altarbereich. Ihm gelang die Sensation: Er fand Fragmente des ältesten nach-römischen Bildmosaiks im deutschsprachigen Raum. 

Vier Grabungsjahre schlossen sich an, in denen der gesamte Kirchenboden geöffnet und bis 2 Meter 30 unter das heutige Straßenniveau gegraben wurde.

Archäologen und Helfer transportierten etwa 10.000 Schubkarren voll Erde ab und legten Relikte aller Bauphasen frei – bis zu den Fundamenten der frühesten Klosterbauten.

Da sind zum Beispiel die Löcher, die die massiven Eichen- und Eibenpflöcke hinterließen, die man in den feuchten Untergrund gerammt hatte, um ihn zu stabilisieren und auf diesem Holzfundament die karolingisch-ottonische Kirche zu errichten.

Oder die regelmäßigen, quaderförmigen Steine, aus denen die romanische Kirche bestand. Aus dieser Bauphase stammen die Gräber des mächtigen Herrschergeschlechts der Geroldsecker. Die Geroldsecker stellten lange Zeit die Schutz- und Kastenvögte des Klosters. Doch die Klosterchronik fällt ein vernichtendes Urteil:

"Diejenigen, welche zum Nutzen und zur Erhaltung der Mönche bestellt waren, wurden durch Ihre Tyrannei zu Feinden, statt Nutzen brachten sie Schaden, statt Ruhe Verwirrung und Krieg."

Um 1260, zum Höhepunkt ihrer Macht, stellten sie den Bischof von Straßburg. Und in dieser Zeit war Schuttern wohl eine der Grablegen der Familie.

Doch 1262 lehnt sich die Stadt Straßburg gegen Bischof Walter von Geroldseck auf. Im Elsass kommt es zur Schlacht von Hausbergen. Dabei siegt das bürgerliche Heer über das bischofliche. Viele Adlige fallen, darunter auch zwei Geroldsecker. Einer davon, der Bruder des Bischofs, wird in Schuttern begraben.

Auch später noch hatte das Kloster wegen der Geroldsecker zu leiden. Mehrfach wurde die aufkeimende Stadt Schuttern von den Straßburgern belagert und erobert. Beispielsweise als die Geroldsecker 1473 Berner Kaufleute auf dem Rhein überfielen und nach Schuttern verschleppten, um Lösegeld zu fordern.

Sind Sie neugierig geworden? Dann buchen Sie eine persönliche Führung durch das Ausgrabungsareal. Sie werden erleben, wie die Schutterer Kloster- und Kirchenbauten nach und nach entstanden, wie sie aufeinander- und ineinanderwuchsen, wie Altes weiterverwendet wurde. Und vor allem werden Sie einen Blick auf das Mosaikmedaillon werfen können – auf das älteste figürliche Bildmosaik des Mittelalters im deutschsprachigen Raum.

Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim