Station: [11] Der Arbeitsplatz im Handsatz


Bruder Scriborius: Ich verabschiede mich und übergebe das Zepter an Vincenz Stempel. Ihr jungen Leute könnt das jetzt alles besser erklären als ich alter Mönch.

Vincenz Stempel: Toll, danke. Da kann ich gleich alles erzählen, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe. Wir stehen hier vor originalen Handsetzregalen, die im Hause Weiss um 1960 angeschafft wurden. Die Arbeitsmaterialen eines Setzers waren Winkelhaken und Setzschiff. Ursprünglich gehörten in einen Setzkasten die Buchstaben und Spatien. Spatien sind das nicht druckende Blindmaterial, mit dem die Leerräume zwischen den Wörtern gefüllt wurden. Die vielen Fächer des Setzkastens sind für Leerzeichen, für Groß- und Kleinbuchstaben, für Akzente und Interpunktion, wie Punkt, Komma und Ausrufezeichen. In den größeren Fächern im unteren Bereich lagen die Kleinbuchstaben, die der Setzer häufig nutzte. In den Kästchen im oberen Bereich waren die Großbuchstaben in alphabetischer Reihenfolge abgelegt. Lag ein Buchstabe in einem falschen Fach, nannte man das – na Tatjana, hast du im Treppenhaus aufgepasst?

Tatjana Digit: Klar, das war ein „Fisch“. So heißt es in der Setzer-Sprache. Liegt der Buchstabe nicht nur im falschen Fach, sondern gehört auch zu einem anderen Schrifttyp, heißt das Zwiebelfisch.

Vincenz Stempel: Handsetzer mussten sehr flink sein und super gut in Rechtschreibung. Mit Winkelhaken und Setzschiff setzten sie die Buchstaben dem Manuskript entsprechend zusammen. Hier liegt so ein Setzschiff. Siehst du, alle Buchstaben sind auf dem Kopf. Aber gute Setzer hatten es voll drauf, so zu lesen. Sie setzten locker 1400 Buchstaben in einer Stunde. Mein Onkel hat das vor ungefähr 40 Jahren noch gelernt. In meiner Ausbildung wird das nicht mehr gelehrt.

Tatjana Digit: Und hier gibt es noch eine historische Nudel. Auf so einer Nudelpresse wurden Bürstenabzüge, also einfache Abzüge gemacht, um das Druckerzeugnis auf Fehler zu prüfen. Ein Probedruck sozusagen. Kinder, die bei uns einen Workshop besuchen, dürfen hier selbst ihr Druckerdiplom drucken!

Fotos: © Druckereimuseum Weiss