Station: [109] Die Libertas


M:  Hätte die Freiheit eine Gestalt, es könnte womöglich diese sein. 

F: Der Architekt Arno Brandlhuber schuf hier seine ganz eigene Interpretation der Libertas, der römischen Göttin der Freiheit. Die Skulptur aus rohem Beton ist Teil des Architekturprojekts „16 Stationen“, das im Rahmen der Remstal Gartenschau 2019 entstanden ist. 

M:  Die wohl bekannte Darstellung der Libertas ist die „Statue of Liberty“, die Freiheitsstatue im Hafen von New York. Unschwer lassen sich die Ähnlichkeiten erkennen: Auf dem Kopf eine Krone, in der linken Hand ein Buch und in der rechten Hand, hochgereckt, die Fackel. 

F: Während die „Statue of Liberty“ an die amerikanische Unabhängigkeitserklärung erinnern soll, gemahnt die hiesige Libertas ebenfalls an einen „Freiheitskampf“. 

M: Wenn auch an einen, der etwas anderen Art.

F: Jahrzehntelang bemühte man sich in der Gemeinde darum, die Bundestraße 29 aus dem Ort zu bekommen. Statt mitten hindurch, sollte die Straße doch lieber außen vorbeiführen. Doch die Verkehrsminister kamen und gingen und mit ihnen kamen und gingen auch die Versprechungen. Zuletzt rollten täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge durch den Ort.

M:  Und nun schließen wir den Kreis zwischen New York und Mögglingen, zumindest gedanklich: Denn um der Forderung nach einer Umgehungsstraße Nachdruck zu verleihen, platzierte eine Bürgerinitiative eine Nachbildung eben jener „Lady Liberty“ am Ortseingang. Sie war zwar deutlich kleiner als das Original, aber nicht minder libertär.   

F: 2019 war es dann tatsächlich soweit: Die Ortsumfahrung wurde eröffnet. Freie Fahrt für freie Bürger. Aber eines sollte man nicht vergessen: Libertas, immer noch römische Göttin! Und daher sei an dieser Stelle der römische Philosoph Cicero zitiert: 

M:  „Wir sind an Gesetze gekettet, um frei zu sein.“ 

F: Heißt, nicht jeder kann gut mit der Freiheit umgehen. Und deshalb gilt auf der Umgehungsstraße ein Tempolimit.  

Fotos: © Jürgen Bahnmayer