Station: [3] Perlkränze


F: Bereits die Zeitgenossen waren sich uneins:

M:  Ist das nun hübsch oder einfach nur hübsch-hässlich?

F: Der Direktor des Württembergischen Landesgewerbemuseums nannte sie gar „Scheußlichkeiten der banalsten Form“. Dabei waren Perlkränze doch zeitweise der beliebteste Grabschmuck überhaupt – und das, bei Arm und Reich gleichermaßen.

M:  Ab etwa 1870 kamen die Kränze in Mode. Zuerst in Frankreich. Dann in Deutschland – und hier vor allem in den katholisch geprägten Gegenden wie beispielsweise Süddeutschland.

F: Die kleinen farbigen Glasperlen stammten meist aus Böhmen oder Mähren. Sie wurden in Handarbeit zunächst auf dünne Drähte gefädelt und kunstvoll zu Blüten und Blättern geformt. Eine Aufgabe, die vor allem Frauen und Kinder in Heimarbeit erledigten. Ins Zentrum wurde meist ein ovales Mittelstück eingearbeitet – mit einem Heiligenbild oder einem Engel drauf. Oder wie hier: ein gekreuzigter Jesus Christus.

M:  Hier in der Vitrine sehen Sie zwei Varianten von Perlkränzen. Einen mit dunklen Perlen, den man auf das Grab eines Erwachsenen legte. Und einen Kranz mit weißen und hellblauen Perlen. Diese Kränze schmückten die Gräber verstorbener Kinder.

F: Die Verwendung der Perlkränze war je nach Region verschieden. In manchen Gegenden nutzte man sie als Dauer-Grabschmuck. In anderen Gegenden kamen die Kränze nur an besonderen Feiertagen zum Einsatz, so wie zum Beispiel zu Allerheiligen.

M:  In den 1930er-Jahren wurde dann das Ende der Perlkränze eingeläutet. Auf vielen Friedhöfen nahm der Grabschmuck überhand und daher wurde er verboten. Obendrein galten die Kränze zunehmend als kitschig. Ihre Spuren haben die Perlkränze dennoch hinterlassen: Sie waren im Prinzip die Vorläufer der heutigen Trauerkränze.

Fotos: © Jürgen Bahnmayer