Station: [104] Die Kirchstraße


Gustav Gockel: Hier noch falten, und da noch falten … und fertig ist das Papierschiffchen.

Archivarius Alfred: Hallo Gustav Gockel, was treibst du denn? 

Gustav Gockel: Hallöchen Archivarius Alfred, ich falte ein Papierschiffchen und das lass ich dann gleich den Mühlbach hinunterfahren. Magst du vielleicht auch?

Archivarius Alfred: Das ist aber nett. Aber nein, danke. Ich habe dafür ein kleines Rätsel für dich. 

Gustav Gockel: Auja, um was geht´s? 

Archivarius Alfred: Hier in der Kirchstraße gibt es neben dem Mühlbach noch einen zweiten Fluss. Findest du heraus, wo der fließt? 

Gustav Gockel: Boah, das ist ganz schön schwierig. Ich kann hier weit und breit keinen zweiten Bach entdecken. 
 
Archivarius Alfred: Na gut, ich verrate es dir. Du siehst doch die Straße, wo die Autos fahren. Da drunter fließt ein Fluss – und zwar die Lauter. Früher war der Bach noch komplett offen. Dann hat man die Lauter aber irgendwann verdolt. Das bedeutet, man hat den Flusslauf in eine Röhre gepackt.

Gustav Gockel: Aber warte mal … wenn man ganz genau hinhört … da könnte man doch meinen … man hört das Wasser fließen.

Archivarius Alfred: Übrigens: Die Kirchstraße ist der älteste Teil des Dorfes. Schon im Mittelalter gab es hier ein Gasthaus und eine Schmiede. Das passte super zusammen. Die Pferde bekamen vom Schmied neue Hufeisen verpasst, und die Reiter konnten währenddessen im Gasthof eine Pause einlegen. Den Gasthof gibt es übrigens heute noch: Das ist der Reichsadler. 

Gustav Gockel: Das ist aber ein komischer Name, oder? 

Archivarius Alfred: Der Name hat mit einem Kaiser aus dem Mittelalter zu tun. Sigismund war sein Name. Dieser herrschte ab 1433 über ein riesiges Reich. Der Kaiser hat dem Gasthof damals eine besondere Erlaubnis erteilt. Und deshalb prangt bis heute das Zeichen des Kaisers über der Eingangstür. Und zwar ein Adler mit zwei Köpfen. Und daher der Name Reichsadler.
 

Fotos: © Jürgen Bahnmayer