Station: [14] Aufnahmeedikte für Hugenotten in Deutschland


Die Not der Hugenotten wurde auch von den Landesherren im protestantischen Ausland genaustens verfolgt - und das nicht nur aus christlicher Nächstenliebe. 
Die Hugenotten galten als gebildet und fleißig. Die deutschen Regenten hofften auf eine Zuwanderung von gut ausgebildeten Handwerkern und Soldaten, erfolgreichen Kaufleuten, Wissenschaftlern und Manufakuristen. Außerdem brauchte man vielerorts zähe Arbeitskräfte, um brachliegende Ländereien aufzubauen und zu bewirtschaften. 
Kurfürsten und Landesgrafen verkündeten in Deutschland zahlreiche neue Edikte, um die Neuankömmlinge mit großzügigen Privilegien zu umwerben. In diesen Verfügungen wurden den geflohenen Hugenotten unentgeltliche Bürgerrechte, Zunftfreiheit, eine eigene Gerichtsbarkeit und das Recht auf freie Religionsausübung garantiert. 
Es wurde materielle und finanzielle Hilfe zugesichert, damit die Flüchtlinge neue Firmen aufbauen konnten und die geflohenen Bauern sollten Felder und Wiesen zum Bewirtschaften frei zur Verfügung gestellt bekommen. 
Die zahlreichen Aufnahmeprivilegien wurden auf Flugblätter gedruckt und in Frankreich heimlich verteilt. Außerdem brachte man Informanten ins Land um protestantische Kaufleute und Manufakturisten anzuwerben.
Rund 40.000 Hugenotten folgten dem Ruf in deutsche Länder. Rund die Hälfte gingen nach Brandenburg-Preußen, der Rest verteilte sich in protestantische deutsche Territorien. Etwa 3.800 Glaubensflüchtlinge kamen in die Landgrafschaft Hessen-Kassel.
Die Zuwanderung verlief nicht immer ohne Probleme. Einige Einheimische blickten mit Missgunst auf die vielen Privilegien der Flüchtlinge aus Frankreich. Sie fühlte sich benachteiligt und die deutschen Handwerker fürchteten die Konkurrenz. Mancherorts kam es deswegen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Als auf dem Markt von Magdeburg drei Häuser in Flammen stammen, rief die Menge zur anrückenden Feuerwehr: „Lasset die Franzosen brennen.“

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