Station: [9] Römerbad
Hallo und herzlich willkommen! Heute erzählen wir Ihnen etwas über ein ganz besonderes römisches Bad, das sich in der Nähe des Sumelocenna - Museums in Rottenburg befindet.
Das Bad liegt in der südlichen Mechthildstraße und ist gut erhalten. Im Jahr 1929 wurde es zufällig bei Kanalisationsarbeiten entdeckt. Damals konnte man nicht alles ausgraben, also untersuchte man nur einen Teil und deckte die Mauern wieder zu. Erst 1962, als ein neues Gebäude für das Eugen-Bolz-Gymnasium gebaut wurde, konnte das Bad vollständig freigelegt werden. Es stammt aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christus und wurde bis ins dritte Jahrhundert genutzt. Es ist das kleinste der drei bisher entdeckten Römerbäder Sumelocennas, 18 Meter lang und 11 Meter breit. Die Bäder dienten nicht nur der Sauberkeit und Gesundheit, sondern auch der Unterhaltung. So konnte man sich massieren lassen, Sport treiben, essen, trinken, plaudern und Spiele spielen. Die Bäder waren normalerweise ab der achten Stunde, etwa 14 Uhr geöffnet. Gebadet wurde grundsätzlich nach Geschlechtern getrennt, das heißt, entweder zu unterschiedlichen Badezeiten oder in verschiedenen Räumen. Badekleidung gab es nicht; nur die Fußsohlen schützte man mit Holzpantinen vor der Fußbodenhitze. Salben, Öle und Schabeisen, sogenannte STRIGILIS dienten der Körpermassage, Pinzetten und Ohrlöffelchen der kosmetischen Pflege.
Die Gäste betraten das Bad durch die Westseite, in einen Raum, der Apodyterium genannt wird. Das ist der Umkleideraum, wo es Bänke und Fächer für die Kleidung gab. Hier kann man noch den alten Boden sehen. Von diesem Raum aus ging es durch eine Tür in das Laubad, genannt Tepidarium. Dort gab es eine Fußbodenheizung und die Gäste konnten sich im lauwarmen Wasser waschen und auf Bänken massieren und einölen lassen. In den Ecken des Raumes waren Hohlziegel, die heiße Luft nach oben leiteten – eine Wandheizung!
Der Boden war aus rotem, geschliffenem Estrich und die Wände waren in einem schönen Weinrot verputzt. Nach dem Laubad gingen die Gäste durch das Kaltbad weiter ins Warmbad. Dies war der Hauptraum. Er hatte ein weißes Gewölbe und war mit farbigen geometrischen Mustern verziert. Es gab auch drei halbrunde Nischen, in denen Wannen mit heißem Wasser standen. Die Heizung für den Fußboden und die Wände kam von zwei Heizräumen, deren Feuerungskanäle man noch sehen kann. Die Temperatur betrug hier fünfundfünfzig bis siebenundfünfzig Grad. Nach dem Warmbad kühlten sich die Gäste im Kaltbad ab und konnten im siebzig Zentimeter tiefen Kaltwasserbecken abtauchen, das Piscina genannt wird. Die Wände und Decken waren mit bunten Fischen bemalt. Zuletzt gingen die Gäste direkt vom Kaltbad wieder zurück in den Umkleideraum, kleideten sich an und verließen das Bad.
Das war ein kleiner Einblick in das Römerbad. Schön, dass Sie dabei waren!
Foto 1-4: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter
Zeichnung: © LVR-Archäologischer Park Xanten
Zeichnung: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Leila Sayer-Degen
Foto 4: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter
Plan: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar
Foto 7: © Landesmuseum Württemberg, Hangleiter

