Station: [9] Römerbad


In der Nähe des Römischen Stadtmuseums befindet sich in der südlichen Mechthildstraße die überdachte und gut erhaltene römische Badeanlage aus Rottenburg-Sumelocenna. Im Frühjahr 1929 schnitt man das römische Bad II versehentlich bei Kanalisationsarbeiten an. Da eine vollständige Ausgrabung damals nicht möglich war, untersuchte man nur einen Teil und deckte die Mauern anschließend wieder zu. 

Erst ein Erweiterungsbau für das Eugen-Bolz-Gymnasium ermöglichte 1962 die vollständige Freilegung und Konservierung des Bades aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. 

Das Badegebäude wurde in mehreren Phasen errichtet und ist 18 x 11 m groß. Im Zuge der Modernisierung des Aulabereichs wurde 2006/07 ein neuer Schutzbau mit großzügigen Glasflächen errichtet.

Die Gäste betraten das Bad durch die Westseite von Raum A, der als Umkleideraum „apodyterium“ diente und mit Bänken und Kleiderfächern ausgestattet war. In diesem Raum ist das damalige Laufniveau noch erkennbar, da sich hier der Mörtelestrichboden erhalten hat. Durch eine direkte Verbindungstür ging man in das „tepidarium“ in Raum B, welches mit einer Fußbodenheizung versehen war und in dem man sich im lauwarmen Wasser wusch und massieren ließ. Die Hohlziegel „tubuli“ in den vier Raumecken führten die heiße Luft nach oben und in den Raum ab. Der Fußboden war aus geschliffenem Ziegelkalkestrich und die Wände in Weinrot verputzt. Die Feuerstelle „praefurnium“ lag außerhalb des Raumes. 

Anschließend konnte man über das Kaltbad „frigidarium“ in Raum C in das Warmbad „caldarium“ in Raum E gelangen. Der mit einem weiß verputzten Tonnengewölbe überdeckte und an den Innenwänden mit geometrischen Mustern geschmückte Hauptraum war durch drei halbrunde Apsiden erweitert, in denen Wannen mit heißem Wasser aufgestellt waren. Über zwei Heizräume, von denen die Bögen der Feuerungskanäle noch zu sehen sind, wurde die Hypokaustanlage für die Fußboden- und Wandheizung befeuert. 

Danach kühlten sich die Gäste im Kaltbaderaum C ab und tauchten zur Abhärtung in das 70 cm tiefe Kaltwasserbecken D „piscina“ ein, welches an den Seitenwänden und Decken mit Fresken mit Fischdarstellungen verziert war. Ein direkter Übergang führte zum Abschluss vom Kaltbad C in den Umkleideraum und Ausgang A zurück.

Bei Ausgrabungen wurde 1899 ein weiteres Bad in der nördlichen Mechthildstraße entdeckt, Bad I ist nicht für die Öffentlichkeit erhalten. Es hat einen langrechteckigen Grundriss mit einer Länge von etwa 39 m und einer Breite von 9 m. Gefunden wurden mehrere gestempelte Ziegel, die darauf hinweisen, dass dieses Gebäude um 130 n. Chr. errichtet oder repariert wurde. Weitere archäologische Grabungen brachten 1994 und 1999 zugehörige beheizbare Räume der Therme ans Licht. 

Die weitaus größte und wahrscheinlich öffentliche Zentralterme, Bad III, wurde 1983 in der Spiegelgasse beim Eugen-Bolz-Platz in Teilen untersucht. Erhalten hat sich dort die 9 m breite hypokaustierte Apsis des monumentalen Warmbaderaumes „caldarium“, in der vermutlich ein Becken mit heißem Wasser stand („labrum“).

 

Foto 1-4: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter

Zeichnung: © LVR-Archäologischer Park Xanten

Zeichnung: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Leila Sayer-Degen

Foto 4: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter

Plan: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar

Foto 7: © Landesmuseum Württemberg, Hangleiter