Station: [19] Siegburger Keramik in der Renaissance


Dieser Raum ist sozusagen die Schatzkammer der Keramiksammlung des Stadtmuseums. Er enthält besonders schöne Stücke aus der späten Blütezeit der Siegburger Keramikproduktion. Im 16. und frühen 17. Jahrhundert stellte man in Siegburg besonders schönes, helles Steinzeug her. Auch dafür war die besondere Qualität des Siegburger Tones Voraussetzung. In diesen Jahrzehnten exportierten die Siegburger Töpfereien weniger Gebrauchskeramik und Massenware, sondern vor allem besonders schön verzierte Stücke für den gehobeneren Bedarf des städtischen Bürgertums und des niederen Adels in den Ländern um Nordsee und Ostsee. Der Markterfolg dieser speziellen Produkte wird auch dann verständlich, wenn man weiß, dass zu dieser Zeit chinesisches Porzellan größeren Bevölkerungsschichten bekannt wurde. Natürlich war es unerschwinglich, aber das feine Siegburger Steinzeug war ein bescheidener Ersatz. Insbesondere die ersten Versuche einer zusätzlichen Verzierung mit blauer Farbe mag man in diesem Zusammenhang einordnen. Allerdings ging das Siegburger Töpfergewerbe unter, ehe es gelang, die Blaufärbung zu perfektionieren. Es gab zwei Gründe. Zum einen wurde die Töpfervorstadt Aulgasse in den kriegerischen Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts wiederholt niedergebrannt. Zum anderen wurden die Handelsrouten zu den nord- und nordwesteuropäischen Märkten durch dieselben Kriege abgeschnitten. Die Siegburger Töpfer hatten ihre Produktionsstätten verloren und auch ihren Markt. Einige Familien wandern in den Westerwald aus. Hier begründeten sie die Keramiktradition des Kannebäcker Landes. Dessen Produkte hatten dann keine internationale Bedeutung mehr. Sie waren Alltagsgegenstände.