Station: [1] Stadtmodell, Wandkarte Dotzheim - Politik „Das rote Dotzheim“


M: Eine Handvoll verputzter Fachwerkhäuser, die sich um ein halbes Dutzend Gassen gruppieren, der Belzbach, eine Kirche, mehrere Gasthäuser – so sah Dotzheim um 1900 aus: Ein über Jahrhunderte gewachsener Ort, erstmals erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahr 1128.

Das markante „T“ im Stadtwappen geht auf noch frühere Zeiten zurück: Im frühen siebten Jahrhundert soll es hier einen fränkischen Gutshof gegeben haben, der einem gewissen „Tuzzo“ gehörte. Aus „Tuzzos Heim“ wurde „Duzzeheim“ und schließlich „Dotzheim“. Das „T“, das an den Namen des einstigen Gutshofbesitzers erinnert, findet sich bereits in einem Gerichtssiegel aus dem Jahr 1636.

F: Werfen Sie nun einen Blick auf die Karte hinten links im Raum. Sie zeigt Dotzheim in seiner heutigen Ausdehnung. Die geschlossene lila Fläche in der Mitte entspricht dem historischen Ortskern.

Der Ort erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg ein rasantes Wachstum. Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs die Einwohnerschaft von 6.000 auf fast 30.000 – den Stand von heute. Rund um den alten Ortskern schossen Siedlungen wie Pilze aus dem Boden: Kohlheck im Norden, Schelmengraben und Märchenland im Süd-Westen, Freudenberg und Sauerland im Süd-Osten.

M: Doch schon vor den Weltkriegen hatte es das erste Bevölkerungswachstum gegeben: Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zogen verstärkt Handwerker nach Dotzheim, etwas später folgten Arbeiter und Taglöhner. Sie organisierten sich, wählten die Sozialdemokraten oder die kommunistische Partei und verwandelten das behäbige Bauerndorf in ein klassenkämpferisches Arbeiterstädtchen – das so genannte „rote Dotzheim“. Links neben der Karte können Sie anhand von Wahlzetteln, Zeitungsausschnitten, Kurzbiographien und historischen Fotos die Lokalpolitik des Kaiserreichs und der Weimarer Republik nachvollziehen.