Station: [4] Die Gründerväter der MBB


Ein bisschen näher zusammen noch. Jaaa, so ist’s gut. Sollen ja schließlich alle aufs

Hochzeitsfoto mit drauf. Und jetzt: Alle recht freundlich!

Sind Sie der Hochzeitsfotograf? Och, da haben Sie es heute ja leicht. So eine schöne

Hochzeitsgesellschaft. Nicht wahr?!

In der Tat, in der Tat. Ich habe nur noch nicht ganz verstanden, wer hier jetzt mit wem genau verbandelt ist. Kennen Sie sich da aus?

Selbstverständlich. Ich arbeite ja bei der Brennet. Das sind meine Chefs! Ich erklär’s Ihnen mal: Sehen Sie den Herrn neben der Braut? Das ist Joseph Raphael Schenz, der Brautvater. Und sehen Sie den Mann neben dem Bräutigam? Der, der den Arm so auf den Oberschenkel abstützt? Das ist Anton Denk, der Vater des Bräutigams. Und der daneben, der mit dem Zylinder in der Hand, das ist Carl August Hipp. Das ist der Onkel.

Oha, das ist ja doch etwas … kompliziert.

Ach was! Sie müssen eigentlich nur eins wissen: Anton Denk, Carl August Hipp und Joseph Schenz haben die Mechanische Buntweberei Brennet, C.A. Hipp & Co. gegründet. Das war im Oktober 1881. Mittlerweile ist das Ganze aber schon eine Aktiengesellschaft. Deswegen hat sich auch der Name geändert. Wir heißen jetzt: Mechanische Buntweberei Brennet. Kurz: MBB.

Ah, Textilindustrie! Und das ausgerechnet am Hochrhein?

Sagen wir so, es ist nicht ganz einfach. Eines der größten Probleme ist die geografische Lage: Wir liegen an der Peripherie des deutschen Marktes. Das heißt, wir haben hohe Transportkosten. Da sind die anderen Textilreviere natürlich im Vorteil. Aber ... wir haben auch einen Vorteil.

Ach ja, welchen denn?

Wir haben uns eine sehr treue Kundschaft erarbeitet. Unsere Stoffe gehen vor allem nach Württemberg. Anspruchsvolle Kunden sind das. Kritisch und sehr streng. Aber halt auch sehr treu und zuverlässig. Die Devise der Geschäftsleitung heißt: Vom Guten nur das Beste. Ich mein, die drei Geschäftsführer kennen sich aus, also so richtig.

Ach ja?

Carl Hipp und Joseph Schenz waren zum Beispiel auf der Webschule in Heidenheim an der Brenz. In Sachen Stoff macht denen keiner so schnell etwas vor. Und Anton Denk hat erst eine kaufmännische Lehre gemacht und war dann Textilvertreter in Württemberg. Was meinen Sie, warum so viele Firmen hier schon wieder Konkurs sind? Man braucht Konzepte … einen funktionierenden Vertrieb … Kundschaft …. das volle Programm. Einfach nur ein paar mechanische Webstühle aufstellen? Das reicht nicht. Und das wissen die drei. Aber, naja, ich muss jetzt auch mal weiter. Viel Erfolg noch.

Alle Abbildungen: © BRENNET Textilmuseum