Station: [13] Lilienthals Flugorte


Südende, Fliegeberg oder die Maihöhe, Derwitz und Stölln – Lilienthal absolvierte seine Flugversuche an mehreren Orten in und um Berlin. Und viele seiner Flugapparate sind nach ihren jeweiligen Einsatzorten benannt.

Die ersten Gleitflüge führte Lilienthal 1891 auf dem Spitzberg in dem brandenburgischen Dorf Derwitz aus. Das dort eingesetzte Fluggerät wird demensprechend „Derwitz-Apparat“ genannt.

Leider erlaubte die Anhöhe in Derwitz nur Flüge bis maximal 25 Meter Weite. Daher wich Lilienthal im kommenden Jahr – 1892 – in die so genannten „Rauhen Berge“ nach Berlin-Südende aus. Er sprang von der steil abfallenden Kante einer Sandgrube – mit dem sogenannten „Südende-Apparat“.

Im Sommer 1893 startete Lilienthal von der benachbarten Maihöhe. Die hier entstandenen Fotos lassen sich leicht lokalisieren: An der sechs Meter hohen Kante eines Erdabhangs hatte Lilienthal einen Bretterschuppen errichten lassen. Dessen Dach diente als Startbahn, in dem Schuppen war sein Flugapparat untergebracht: der so genannte „Maihöhe-Rhinow-Apparat“. An den Wochenenden jedoch verließ Lilienthal die Stadt Richtung Nord-Westen.

„Die Umgebung Berlins ist leider arm an guten Übungsstätten für den Segelflug. Das Ideal […] bildet ein nach allen Seiten abfallender sandiger Hügel von wenigstens zwanzig Meter Höhe, der den Absprung nach jeder Richtung gestattet. Für diejenigen, welche sich angeregt fühlen sollten, ebenfalls den Segelflug zu üben, sei bemerkt, dass zwischen Rathenow und Neustadt an der Dosse ein Landstrich liegt, das sogenannte Ländchen Rhinow, welches die gewünschten Berge in großer Auswahl enthält.“

Der Gollenberg und der Hauptmannsberg boten deutlich bessere Bedingungen als Lilienthals Berliner Hausberge. Ab 1893 kam Lilienthal in den Sommermonaten nach Stölln, um seine Weiterentwicklungen hier zu testen.

Im Jahr drauf, 1894, erschuf er sich zu Hause in Berlin seinen Fliegeberg: Aus dem Abraum einer Ziegelei ließ er einen 15 Meter hohen kegelförmigen Hügel aufschütten, der es ihm ermöglichte, in jede Richtung – jeweils gegen den Wind – abzufliegen. An den Wochenenden jedoch fand er sich weiterhin regelmäßig an seinem Hauptübungsplatz, dem Gollenberg, ein.

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Zitat nach Michael Waßermann, Otto Lilienthal, Leipzig 1985, S. 47.

Alle Abbildungen: © Lilienthal-Centrum Stölln