Station: [6] Intensivierung und Verwissenschaftlichung des Obstanbaus


Mit der Intensivierung der Obstwirtschaft ging auch die Verwissenschaftlichung einher. In Hohenheim, Weinsberg und Weihenstephan bei Freising entstanden Gartenbauschulen. Das erste „pomologische“ Institut wurde 1860 von Eduard Lucas in Reutlingen eröffnet. Der Begriff „Pomologie“ bezeichnet die Lehre von den Arten und Sorten von Obst und deren systematische Einteilung. Man könnte ihn mit „Obstbaumkunde“ übersetzen.

In Frickingen gründete der Ortspfarrer Ludwig Herr 1903 einen Obstbauverein, in dem man sich über Baumschnitt und Kronenerziehung austauschte.

Immer mehr Flächen wurden dem Obstbau gewidmet. Vor allem, als es mit dem Weinbau immer schwieriger wurde. Als Frost, Reblaus und Pilzbefall den Reben immer mehr zusetzten, wurden immer mehr Rebhänge gerodet und mit Obstbäumen bepflanzt.

In Zahlen drückt sich das sehr anschaulich aus: Im Jahr 1763 gab es 80 Hektar Reben in Frickingen, im Jahr 1860 waren es nur noch 8 Hektar. Um 1920 vollzog sich in ganz Europa die Trendwende zur Obstplantage.

Heute erinnern nur noch Straßenbezeichnungen wie Torkel- oder Rebweg oder Zum Weingarten an den Weinbau in Frickingen.

Die vorwiegend niederstämmigen Apfelgärten, wie wir sie heute kennen, etablierten sich dann in den Jahren 1950 bis 1960.

Heute erntet man am Bodensee die enorme Zahl von 1,6 Milliarden Äpfeln im Jahr. Das sind etwa 150.000 Tonnen.

Es sind 1.400 Obstbauern, die zu dieser großen Leistung beitragen. Sie bewirtschaften knapp 7.500 Hektar rund um den Bodensee.

Damit ist die Bodenseeregion, nach dem „Alten Land“ bei Hamburg mit 10.500 Hektar Anbaufläche, die zweitgrößte Apfelanbauregion Deutschlands.

Alle Abbildungen: © Gemeinde Frickingen