Station: [11] Winterrefektorium


Propst Isfried:

Das ist das Winterrefektorium. Hier essen wir in der kalten Jahreszeit.

Kind:

Ich kann mir schon denken, warum. Der Raum liegt direkt neben der Heizanlage.

Propst Isfried:

Ja, aber nicht nur das. Auf der anderen Seite liegt die Klosterküche. Wenn dort auf offenem Feuer gekocht wird, strahlt das auf den Raum hier ab. Nun sieh Dir einmal die Säulen an. Kannst Du Dir vorstellen, dass die ganze schwere steinerne Decke von ihnen getragen wird? Das ist schon eine geniale Bauweise. So kann man einen großen offenen Raum bauen – ohne Zwischenwände. Das ist ideal für unsere Gemeinschaft. So ist es groß genug, dass wir alle zusammen hier essen können.

Kind:

Bei uns in der Burg wird beim Essen immer viel gelacht. Alle haben was zu erzählen.

Propst Isfried:

Hast Du vergessen, was ich Dir von unserem Schweigegelübde gesagt habe?

Wenn wir hier alle zusammensitzen, wird nicht geredet. Nur einer von uns liest vor, zum Beispiel aus der Bibel. In unserer Ordensregel steht: „Nicht bloß mit dem Munde sollt Ihr Nahrung zu Euch nehmen, sondern auch Eure Ohren sollen hungrig sein … nach dem Worte Gottes.“

Erzählerin:

Kannst Du Dir das vorstellen? Den ganzen Tag schweigen – auch beim Essen? Nur das Kratzen der Löffel in der Essschale war zu hören. Das war sicher für manchen Novizen ganz schön gewöhnungsbedürftig und alles andere als einfach. Aber gewandt reden können mussten die Chorherren trotzdem. Schließlich gingen sie viel hinaus in die Dörfer und predigten.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow