Station: [35] Siedlungswesen und Hausbau in der Jungsteinzeit


Der Anbau von Getreide und anderen Feldfrüchten brachte es mit sich, dass sich unsere Vorfahren für längere Zeit an einem Ort fest niederlassen mussten. Um Feldbau zu betreiben, war es erforderlich, Ackerflächen zu roden, zu pflügen, das Saatgut einzubringen und – wenn nötig – Unkraut zu jäten und Nahrungskonkurrenten fernzuhalten.

Gerodet wurde mit dem Steinbeil. Die so gewonnenen Baumstämme waren das wichtigste Baumaterial für den Hausbau. Die früheste dauerhaft in Franken siedelnde Bevölkerungsgruppe wird nach Verzierungsmustern ihrer Tongefäße als Bandkeramiker bezeichnet. Sie siedelten bevorzugt auf sehr fruchtbaren Löss- oder Schwarzerde-Böden und errichteten sehr stattliche, sogenannte Langhäuser. Darin lebte jeweils eine Großfamilie oder Sippe zusammen, oft mit den Haustieren unter einem Dach.

Solche Häuser waren mehrschiffig und es gab Unterteilungen in verschiedene Nutzungsbereiche. Als Grundgerüst dienten starke Eichenstämme, die tief im Boden verankert wurden. Darauf entstand der Dachstuhl, der mit Stroh, Schilf, Baumrinde oder anderen verfügbaren Materialien gedeckt wurde. Zwischen die tragenden Balken wurden dünnere Holzstangen gestellt und diese mit biegsamen Ruten dicht verflochten. Auf dieses Flechtwerk konnte nun beidseitig Lehm aufgebracht und verstrichen werden. Derartige Häuser hatten bei regelmäßiger Pflege und Wartung von Dach und Wänden eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Bei großflächigen Ausgrabungen wurden Dörfer mit mehr als 20 solcher Häuser entdeckt.

In sehr fruchtbaren Gebieten entstanden mehrere Dörfer oft annähernd zeitgleich im Abstand von nur wenigen Kilometern. Das deutet auf eine relativ dichte Besiedlung hin. Dabei scheinen Spannungen nicht ausgeblieben zu sein. Darauf deuten gelegentliche Befestigungen aus Palisaden und Gräben hin, die die Dörfer vor Übergriffen schützen sollten. Auf einem Bergsporn bei Thalmässing ließ sich solch eine befestigte Siedlung vom Ende der Jungsteinzeit nachweisen.

Während der Jungsteinzeit änderte sich die Bauweise der Häuser nicht mehr grundlegend. Allerdings nahm die Grundfläche der Bauten über die Jahrhunderte fast kontinuierlich ab.