Station: [49] Seefahrt im Pazifik


Der hawaiianische Seefahrer Nainoa Thompson ist bekannt für seine Erforschung der polynesischen Schiffsbauweise. Vermutlich hatten die Polynesier zur Besiedelung der riesigen Inselwelt des pazifischen Ozeans Doppelrumpfboote verwendet.

Ende des 20. Jahrhunderts gab es im gesamten pazifischen Raum jedoch nur noch Felsbilder dieser Schiffe sowie Abbildungen der europäischen „Entdecker“ wie beispielsweise von den Fahrten Kapitän Schoutens um 1620 oder James Cooks um 1750. Einige wenige Fotos aus dem 19. Jahrhundert zeigen die letzten verrottenden Doppelrumpfboote.

Thompson baute mit modernen Mitteln das Doppelrumpfboot Hokulea. Er bewies, dass man ohne GPS und nur mit den überlieferten Navigationsmitteln problemlos sein Ziel erreichen konnte. Thompson und andere orientierten sich an dem Verhalten von Seevögeln, an Wasserwellen, die sich an Inseln beugen, an Wolkenformationen, die sich an hohen Inseln bilden und mithilfe der Sterne. So zeigen beispielsweise die abends zu ihren Nistplätzen zurückfliegenden Seevögel die Richtung ihrer Heimatinsel schon aus 50 Kilometern Entfernung an, lange bevor diese sichtbar wird. So waren die im weiten Ozean einsam liegenden Inselwelten nicht zu verfehlen.

Die Wiederentdeckung der traditionellen Segelweise ist längst kein Nischenphänomen mehr! Nicht zuletzt hat das immer teurer werdende Benzin dazu geführt, dass auf vielen Pazifik-Inseln wieder die überlieferten Ausleger- und Doppelrumpfboote gebaut und eingesetzt werden. In diesen Schiffen legen die Menschen weite Entfernungen nur mithilfe der Windkraft zurück. Für den Nahbereich verwenden sie Muskelkraft zum Paddeln. Das von früheren Kolonialherren verhängte Verbot, die kolonialen Grenzen zu überfahren, hat keine Gültigkeit mehr.