Station: [53] Das Reibholz


Hörst du, wie ich klinge? Traurig, klagend und… ein bisschen wie eine Sirene aus einer anderen Welt, findest du nicht?

Das glaubt man gar nicht, wenn man dich hier so liegen sieht, in der Vitrine. Dick und rund und kugelig. Du wirkst eigentlich ganz zufrieden… Aber was bist du denn eigentlich? Ein Instrument? Oder ein Tier? Oder ein Kunstwerk?

Also, eigentlich weiß ich das auch nicht so genau: wer ich bin. Ein bisschen sehe ich aus wie ein Fisch … oder wie ein Schweinchen… mit einer plattgedrückten Nase… und mit kräftigen Zähnen an der Seite. Aber ein Schweinchen macht doch so: und nicht so:

Also, weiß man gar nicht, wer du bist und wie du heißt?

Ich fürchte: nein. Das weiß niemand so genau.

Meine Töne klingen wie kurze, traurige Seufzer und da, wo ich herkomme, konnte man sie manchmal aus dem Wald schallen hören. Einige Leute sagten, meine Töne sind wie die Stimme eines Toten, der beklagt, die Welt der Lebenden verlassen zu haben.

Aber eines musst du doch wissen, nämlich: wie… also auf welche Weise deine Töne entstehen.

Ja, das kann ich dir sagen! Du nimmst deine flache Hand und reibst sie mit Kraft über meinen Rücken.

Und dann fängst du an zu singen?

Ja, durch Reibung. Da, wo ich herkomme, ist es heiß. Da sind die Luft und die Hände der Menschen immer etwas nass. Und wenn man über meine drei Lamellen reibt, entstehen durch die Feuchtigkeit die drei Töne.

Und wer spielt dich?

Auch das ist nicht bekannt… oder eher: geheim. Ein Mann… irgendwo im Wald. Junge Männer, Kinder und Frauen dürfen mich nicht sehen.

… was sehr schade ist, denn auch dein Anblick ist ja sehr besonders.

Findest du?

Durchaus! So ein außergewöhnliches Instrument habe ich noch nie gesehen.

Oh, vielen Dank! Dann werde ich einfach noch ein wenig für dich spielen. Vielleicht erfreuen dich meine Töne ja auch ein wenig… obwohl sie so traurig klingen. Mach’s gut, Saurier.

Ja, mach’s gut und bis bald!