Station: [04] Deilthaler Eisenbahn


Wussten Sie, dass es im Deilbachtal die erste Eisenbahngesellschaft auf deutschem Boden gab? Ihre Gründung im Jahr 1828 ging maßgeblich auf die Initiative von Friedrich Harkort zurück. Der Visionär aus dem Ruhrgebiet wollte die Eisenbahn ins Revier bringen. In seinem Schwager Ludwig Mohl, seinerzeit Besitzer des Deiler Kupferhammers und anderen Industriellen fand er Mitstreiter für sein Projekt: Den Bau der Deilthaler Eisenbahn. Eine „Eisenbahn“ war es deshalb, weil hier in Weiterentwicklung von frühen Grubenbahnen, die Wagen erstmals über gusseiserne Räder mit Spurkranz auf Bandeisenprofilen fortbewegt wurden, die auf hölzernen Schienen aufgelegt waren.

Anfänglich waren die Behörden und die Bevölkerung noch sehr misstrauisch gegenüber der neuen Technik. So befürchtete man, eine Geschwindigkeit über 40 km/h könnte schwere Hirnschäden verursachen. Kohlentreiber fürchteten um ihre Arbeit und Zechen ohne Anschluss um ihr Geschäft. Die Pioniere um Friedrich Harkort aber blieben hartnäckig. Im Jahr 1830/31 wurde die Deilthaler Eisenbahn in zwei Bauabschnitten als schmalspurige Pferdebahn errichtet. Für eine dampfbetriebene Bahn war zunächst nicht genug Kapital vorhanden. Die Streckenlänge der Deilthaler Eisenbahn betrug eine Preußische Meile, also ca. 7,5 km. Die Bahn führte vom „Himmelsfürster Erbstollen“ in Überruhr durch das Ruhrtal bis Dilldorf und von dort dem Deilbach folgend bis nach Nierenhof. Hier hatte sie Anschluss an die Elberfelder Kohlenstraße. Die wichtigste Aufgabe bestand in der Kohleversorgung des frühindustrialisierten Wuppertaler Raums.

Die neue Technik machte schnell von sich reden und zog hohen Besuch ins Deilbachtal. Prinz Wilhelm, der Bruder des regierenden preußischen Königs, sah sich noch im Baujahr samt Familie und Entourage zu einem Besuch mit Probefahrt veranlasst. Die Allgemeinen Politischen Nachrichten berichteten am 22. September 1831 begeistert:

„Die hohen Personen waren deshalb am 20. morgens mit ihrem Gefolge […] zu Langenberg eingetroffen, von wo sie die ganze Strecke […] in dreißig mit Teppichen belegten Kohlenwagen, unter dem Schall der Bergmusik, zurücklegten. Der Donner des in den Bergen so schön wiederhallenden Geschützes verkündete die Ankunft der hohen Herrschaften bei dem an der Ruhr gelegenen Zechenhaus[…]. Hier nahm seine königliche Hoheit auch den Stollen am Ausgang der Bahn in Augenschein und gestatte huldreichst, dass die Gewerkschaft diesem so wichtigen Werke den Namen Wilhelms-Eisenbahn beilegen dürfe.“

Fortan durfte die Bahn nach ihrem prominenten Fahrgast „Prinz-Wilhelm-Eisenbahn“ heißen.

Ab 1844 wurde die Strecke für einen normalspurigen Dampflokomotivbetrieb ausgebaut und verlängert. 1862 wurde sie an die Bergisch-Märkische Eisenbahn verkauft und verlor dann allerdings schon wieder ihren herrschaftlichen Namen. Heute fährt auf der begradigten Trasse unter Ihnen die Linie S9 der Deutschen Bahn.